„Seit 20 Jahren habe ich nichts Gescheiteres gelesen.“

So kommentierte ein Passant im Vorbeiradeln das frisch montierte Banner an der Hausfassade von H 58. Ja, es hat eine Weile gedauert, bis wir wieder eine kleine Kampagne starten. Wie dringend notwendig es allerorten ist, Stellung zu beziehen angesichts der rohen Gewalt im Umfeld der Fußballeuropameisterschaft in Frankreich, dem Entsetzen über die Massentötung in Orlando, dem fast schon in den Tagesmeldungen untergehenden Meldungen über den „nassen Tod“ vieler Flüchtender, der scheinbar unendlichen Geschichte der kriegerischen und ethnischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten, in Afrika… – die Aufzählung ist hier noch lange nicht zu Ende – braucht keine Begründung.

„Liebe Deinen Nächsten, denn er ist wie Du.“ So schlicht dieser Satz aus dem selten aufgeschlagenen dritten Mosebuch – unter Fachleuten als „Leviticus“ bezeichnet – im 19. Kapitel der 18. Vers – so grundlegend ist er für das friedliche und menschenfreundliche Miteinander auf unserem Planeten.
Den humanitären Leitsatz aller abrahamitischen Religionen und weit darüber hinaus hätten wir gerne auch in arabisch aufgeschrieben – aber das haben wir uns dann doch nicht so richtig getraut.

Ich bin gespannt, wie wir dieses Wort in unserem Dienst und in unseren privaten Bezügen in Szene setzen. Gelegenheiten dazu gibt es jederzeit.

Jeder Lebensbereich braucht eine eigene Bibel. Ist doch klar. Ein Buch, das letztgültig und mit absoluter Autorität Auskunft gibt, wie der Garten am allerschönsten blüht und das Smartphone am allerbesten funktioniert.

Beim Treffpunkt Konfirmandenarbeit vom 30.-31. Mai in Loccum ging es deshalb darum, wie die Bibel – in diesem Fall die Urnamensgeberin – in der Konfirmandenzeit verständlich und sinnstiftend zum Einsatz kommt.

„Bin ich schön?“ – unter dieser Fragestellung beschäftigte sich Dr. Silke Leonhard mit einem performativem Ansatz und Ben Schütz von Body-Rhythm-Hamburg brachte Stimmen und Körper in Bewegung. Was haben Fangesänge mit Liturgie zu tun? – fragte Oliver Friedrich und Matthias Hülsmann packte mit uns einen Luther-Koffer aus. Die neue Lutherbibel und ihr Potential für die KA lotete Steffen Marklein aus. Mit und ohne Figuren in biblische Geschichten eintauchen konnte man mit ThiloBathke und Bernd Hillfinghaus. Angelika Pfeiler lud dazu ein, Psalm 23 mit Legematerialien und damit mit dem Herzen zu begreifen. Bibelclouds gab es natürlich auch zum Ausprobieren – in diesem Fall vom Autor dieses Beitrags eingebracht. Über einen Entwurf zum Thema „Menschen auf der Flucht“ von Lissy Weidner habe ich letzte Woche schon berichtet. Einen lebendigen und anregenden Impuls lieferte Prof. Dr. Martina Steinkühler aus Berlin mit ihrem Abendvortrag: „Neue Texte braucht die Konfi-Arbeit!“ Schräg dürfen sie sein und ungewöhnliche Perspektiven möchten eingenommen werden, weil wir allzu oft die Bibel „leer“ geredet haben. Also kommen wir mit Typen wie „Jossi“, der dann doch nicht ein Jünger Jesu werden wollte, runter von der Position des allwissenden Erzählers. Die Einleitung „es wird erzählt“ öffnet Deutungshorizonte. Es geht darum, Lebensgeschichten von Menschen im Angesicht Gottes zu erzählen. Und erste Sätze zu finden, die Spannung wecken und neugierig machen auf den immer wieder unbekannten Gott. Mehr Infos dazu gibt es auf der Website von Martina Steinkühler.

 

 

AktionKindeswohlKleinWesentliches Element der Arbeit mit Kindern, Konfirmand*innen und Jugendlichen ist Beziehungsarbeit.

Basis ist dabei eine respektvolle und wertschätzende Haltung sowohl dem anderen als auch mir selbst gegenüber.

Ehren- und Hauptamtliche agieren in der Arbeit mit Konfirmand*innen in einer Gemengelage unterschiedlichster Wünsche und Weiterlesen

DSCN1391klug„Was braucht es, um einen kritischen Menschen zu bilden?“ So war eine Tagung zum evangelischen Bildungshandeln am 20. Mai im Schlauen Haus in Oldenburg betitelt. Eingeladen hatte die Ev. Akademie.

In einem Impulsreferat „Menschenbilder, religiöse Traditionen und Pluralitätsfähigkeit“ entwickelte Prof. Dr. Friedrich Schweitzer (Professor für Religionspädagogik und Praktische Theologie an der Uni Tübingen und u. A. verantwortlich für die großen KA-Studien der EKD) anhand von 12 Thesen ein aktuelles evangelisches Bildungsverständnis.

Sein sehr spannender Vortrag begann mit der Frage: was versteht man unter dem Begriff „Kritik“? Laut Wikipedia ist Kritik „die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben“. Sie gilt als Grundfunktion der denkenden Vernunft und wird auch als „Kunst der Beurteilung“ bezeichnet. Dann warf er die Frage auf, ob man für Bildung ein Menschenbild brauche und führte in die aktuelle Bildungsdiskussion ein, in der der Sinn eines Menschenbildes für die Bildung stark bezweifelt wird. Seine These ist jedoch, dass alles Bildungshandeln ein Menschenbild braucht.  Menschenbilder seien die den Bildungsprozess bestimmenden Normen und Grundorientierungen.

Weiter führte er aus, dass Bildung heute vor allem begriffen wird als das, was man / frau braucht, um in der Gesellschaft und im Besonderen in der Arbeitswelt voranzukommen, also beruflich erfolgreich zu sein und möglichst viel Geld zu verdienen.

Dagegen setzte er ein Bildungsverständnis, das auf einem christlichen Menschenbild fußt und seinen letztendlichen Ursprung in 1. Mose 1, 26 und 27 hat: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich ist, … Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.“

Als eines der wichtigstes Bildungsziele dieses evangelischen Bildungsverständnisses nannte er die Pluralitätsfähigkeit, d. h. die Fähigkeit, sich in einer komplexen Welt zu orientieren und Vielfalt als Bereicherung zu erleben. Dazu gehört auch die Fähigkeit, die Wurzeln von Pluralität, Toleranz, Respekt und Anerkennung für den anderen in der eigenen Religion und religiösen Tradition zu erkennen.

Dazu braucht der Mensch:

  • fachlich fundiertes auf Religionen und Weltanschauungen bezogenes Wissen
  • die Fähigkeit, diese zu deuten und zu verstehen
  • die Fähigkeit, die Perspektive anderer Menschen zu übernehmen (Beispiel: wie liest ein Muslim den Koran?)
  • Raum und Zeit für die Entwicklung von Einstellungen und Verhaltensweisen im Sinne von Empathie, Toleranz, Respekt und Offenheit
  • ein Bewusstsein für die eigenen Orientierungen im Blick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Hinblick auf die Orientierungen anderer Menschen

An den Vortrag von Prof. Schweitzer schloss sich eine lebhafte Podiumsdiskussion an. Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker hielt ein engagiertes Plädoyer für schulische Bildung, in der die soziale Herkunft kein bleibendes Hindernis ist und die auf einem gerechten begabungsfördernden Schulsysem basiert. Nachdem die Diskussion auch für das Publikum geöffnet wurde, gab es einen spannenden Diskurs zu der Frage, ob Jugendliche heute weniger kritikfähig oder weniger bereit sind, sich kritisch zu äußern.

Mein Fazit am Ende des Nachmittages: als in der Konfirmanden- und in der Jugendarbeit tätige Hauptamtliche hat es mir gut getan, wieder einmal über die Grundlagen meines beruflichen Handelns nachzudenken und mit anderen zu diskutieren. Der Vortrag von Prof. Friedrich Schweitzer und die anschließende Diskussion waren für mich eine gute Bestätigung und Orientierung für mein Bildungsverständnis und  Bildungshandeln.

Eine Pressemitteilung von Anke Brockmeyer zur Veranstaltung bietet einen weiteren Einblick in die Inhalte der Tagung und ist hier zu finden.

 

 

 

160213-mt-KTT16-2-web-0299Wie viele Abschiede hat es wohl schon gegeben in meinem Leben? Unzählbar die vielen kleinen alltäglichen. Und wenige große endgültige.

Wir nehmen ständig Abschied – meistens eher unbewusst. Mir fällt Abschied nehmen oft nicht leicht. Manchmal würde ich die Phase des Abschieds –  Weiterlesen