Gestern kam per Post die Einladung zu einer Konfirmation. Die Tochter eines Cousins feiert Ende April. Wie schön.

Mit dem kommenden Sonntag wird überall im Land der Reigen der vielen Konfirmations-Gottesdienste eröffnet. „Wie die neugeborenen Kinder“ (so die lateinische Bezeichnung des Sonntags nach Ostern: Quasimodogeniti) werden sich die Konfis bzw. die nun bald Konfirmierten nicht fühlen. Aber ernstgenommen und in die Mitte der Aufmerksamkeit gerückt.

Ich selbst darf in diesem Jahr als Pfarrer an zwei Konfirmationen mitwirken. Am „Sonntag des guten Hirten“ und am „13. Sonntag nach Trinitatis“. Für den Gottesdienst am 14. April laufen die Vorbereitungen natürlich schon. Die Kleiderfrage ist längst geklärt und die Einladungen an die Gäste wurden verschickt. Am Elternabend wurde über das Fotoshooting gesprochen und die Kollekte festgelegt. Das Gottesdienstprogramm mit den Liedern ist fertig, die Konfi-Sprüche werden noch auf die Konfirmationskerzen geklebt und am Donnerstag vorher noch einmal der Gottesdienstablauf „durchgespielt“ inklusive der Frage, wer denn nun endgültig mit wem in die Kirche einziehen und miteinander eingesegnet werden möchte. Die Predigt ist zwar noch nicht geschrieben, aber der Titel steht: „Alles Liebe!“ – in Anlehnung an die Jahreslosung aus 1. Korinther 16, 14. Dazu passt das Fotomotiv auf dem Gottesdienstprogramm. Ein Herz aus den Buchstaben dieser zwei Worte, kreuzförmig umwunden mit einem Verbandstuch. In den Buchstaben finden sich farbig gezeichnet kleine Szenen, die die Auswirkung des Mottos hinein ins Leben zeigen: Hände, die einander reichen. Ein Junge, der mit erhobenem Blick und gefalteten Händen erwartungsvoll betet. Eine Mutter, die ihrer Tochter, die grade mit verschränkten Armen auf ihrem Stuhl hockt, tröstend auf die Schulter legt. Ein Mädchen, das entspannt selig vor sich hin träumend auf einer Blumenwiese liegt. Ein Junge, der eine Autoscheibe putzt. Ein Pflaster, das auf einen verletzten Ellenbogen geklebt wird…

Das Titelbild des Beitrags ist ein bunter Mix von Konfirmationskarten. Eine davon ist ganz neu, die anderen Teil meiner stetig wachsenden Sammlung. Auf der neuen Karte finden sich auf hellblauem Untergrund viele Symbole, die die guten Wünsche zur Konfirmation unterstreichen: Blume, Sonne, Herz, Hand, Taube, Zweig, Stern, Konfetti. Ich werde sie zur Konfirmation an Anna verschenken.

Konfi-Stelen

Jedes Mal dieser Stau. Diese kleinen, zerknitterten Ausweise. „Könnten Sie mal unterschreiben?“ „Was, Du hast dein Heft verloren?“ „Kriege ich heute zwei Unterschriften – war doch länger.“ Kleine Gespräche am Ende eines Gottesdienstes.

In den meisten Kirchen-Gemeinden gehört eine gewisse Anzahl von Gottesdienst-Besuchen zur Konfizeit verpflichtend dazu. Die Jugendlichen sollen den Gottesdienstablauf kennen lernen, sich im Laufe der Zeit dort zuhause fühlen. Ob das gelingt, hängt von vielen Faktoren ab: Die Jugendlichen werden freundlich begrüßt. Das Gottesdienstgeschehen erscheint ihnen plausibel. Sie fühlen sich – nicht nur durch die Predigt – angesprochen. Und am wirkungsvollsten: Sie sind aktiv beteiligt und dürfen mitgestalten und mitentscheiden, was wie läuft.

Die großen bundesweiten Studien zur Konfi-Arbeit lieferten ja eher ein ernüchterndes Ergebnis, was die Freude am Gottesdienst seitens der Konfis betrifft. Nächste Woche wird die dritte Studie – unter dem Menetekel von Corona erstellt – in Berlin vorgestellt. Wir werden berichten.

Nun denn. Wenn man schon eine gewisse Zahl an Gottesdienstbesuchen einfordert, muss es in irgendeiner Form gerecht zugehen. Sprich, alle Konfis – Ausnahmen (manchmal auch ziemlich große) bestätigen die Regel – sollen ungefähr die gleiche Anzahl an Gottesdiensten besuchen. Und das muss ja irgendwie dokumentiert werden.

Zu einer besonders schönen Form haben sich die Konfi-Verantwortlichen der Kirchengemeinde Friesoythe-Sedelsberg-Bösel inspirieren lassen. Vorne in den drei Kirchen steht jeweils eine – von Pfarrerin Nicole Ochs-Schultz mit handwerklichem Geschick – angefertigte Holzstele (hier im Bild die Stele aus der Michaeliskirche in Friesoythe). Die Fische gestalteten die Konfis unter Anleitung der Religionspädagogin Regina Hammerschmidt. Zurecht stolz auf das ansprechende Ergebnis berichtete mir Pfarrer Johannes Rohlfing von dem Entwicklungsprozess und der positiven Rückmeldung auf die Art und Weise der Umsetzung.

Was mir gut gefällt an dieser Art der Gottesdienst-Teilnahme-Dokumentation: Die Konfis als große Gruppe der Gemeinde sind in jedem Gottesdienst durch ihre Stele sichtbar. Und wenn sie selbst mitfeiern, gehen sie zu Beginn oder am Ende aktiv nach vorne und kleben ihre Punkte wie Schuppen auf den Rücken ihres selbstgefertigten Konfi-Fisches.

Und weil es so schön ist, gibt es als Zugabe auch noch ein Bild des selbstgefertigten Konfi-Paramentes, das bei den regelmäßigen Konfi-Gottesdienstes den Altar schmückt.

Konfi-Gottesdienst am Aschermittwoch

Was für ein schillerndes Kleid unser Phönix trug! Jede und jeder Konfi durfte sich ein farbiges Chiffonband des Phönix als Andenken mit nach Hause nehmen. Sich persönlich mit einem Aschekreuz segnen lassen. Dinge, die zum Vergessen sind, in einer Feuerschale verbrennen. Eine Kerze zur Erinnerung anzünden. Am sich am Ende mit einem Snack und einem warmen Getränk auf dem Kirchhof stärken.

Über 100 Konfis und auch einige Erwachsene waren mit dabei beim Konfi-Gottesdienst Leben aus Asche am Aschermittwoch in der St. Johannes-Kirche in Oldenburg-Kreyenbrück. Vorbereitet vom KAJAK-Team Oldenburg und durchgeführt mit Unterstützung von Teamer:innen der ejo und Musik von Melina Röben und einer Rapperin – gemeinsam performten sie eindrücklich das Lied Ascheregen von Caspar.

Wir waren der Meinung, dass der Beginn der Passionszeit ein guter Anlass ist, ihn mit Konfis zu thematisieren und zu feiern. Die Stimmung war vielleicht etwas ruhiger und ernster als bei anderen Jugend-Gottesdiensten. Schließlich ging es ja auch darum, dass man manchmal am liebsten Asche auf das eigene Haupt streuen möchte.
So wie Petrus, der verängstigt am erkalteten Feuer im Hof des Hohepriesterpalastes sitzt. Und leugnet, zu Jesus zu gehören, als ihn andere auf sein Jüngersein ansprechen. Auf keinen Fall will er selbst zum Opfer werden. Ganz langsam erst wächst angesichts der Ostererfahrung für ihn und viele andere die Hoffnung, dass Jesu Tod nicht das Ende aller Träume ist. Aber bis dahin ist noch ein Stück Weg durch das Dunkel zu gehen.

Wir heben unsere Motto-Schilder, mit denen wir zu Beginn des Gottesdienstes skandierten und den etwas zerrupften, aber immer noch sehr ansehnlichen Phönix auf. Vielleicht fürs nächste Jahr…

Um den Reformationstag drumrum durfte ich zwei Gottesdienste besuchen, die mir Mut gemacht haben und die aus meiner Wahrnehmung generationsübergreifend einladend waren.

Der erste fand am 29. Oktober in der St. Pankratius-Kirche in Burgdorf bei Hannover statt. Der dortige Vikar Daniel Lechler thematisierte im Gottesdienst die Frage des friedlichen Zusammenlebens. Die aktuellen Krisen wurden im Gottesdienst zur Sprache gebracht und ins Gebet genommen. Das Friedensgebet des Franz von Assisi beteten wir als Psalm und als neueres Glaubensbekenntnis sprachen wir miteinander das „Bonhoeffer-Credo“: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will…“ Und als neutestamentliche Lesung hörten wir aus Matthäus 5, 38-48 zwei jesuanische Antithesen zur Vergeltung und zur Nächstenliebe.

In seiner Predigt über 1. Mose 13, 1-12 beschäftigte sich Daniel Lechler mit dem Frieden im Mikrokosmos des Miteinanders unter dem Leitmotiv „Sag, alter Abraham, wo fängt der Friede an?“ Abraham und Lot ziehen gemeinsam hinauf aus dem im Süden Kanaans. Beide haben viel Besitz an Tieren und Zelten. Zu viel für den kleinen Landstrich, in dem sie sich niedergelassen haben. Die Hirten der beiden haben schon mächtig Streit miteinander. Abraham hat eine Lösung für den schwelenden Konflikt: Lot soll mit seinen Leuten wählen, wohin er ziehen möchte. Und Abraham nimmt dann einen anderen Weg. Um des lieben Friedens willen müssen manchmal Entscheidungen getroffen werden. Lot ist zunächst verärgert über den Vorschlag seines Onkels, nimmt ihn aber an. Erst viel später begreift er, wie klug und weise Abraham zum Wohle aller entschieden hat.

Der Gottesdienst war geprägt von einer herzliche Aufmerksamkeit für die Menschen, die ihn mit vorbereitet und durchgeführt haben, angefangen bei der FSJlerin Amy über den Küster, die Lektoren und die Organistin. Und auch die 25 Pfadfinder:innen, die das Wochenende zusammen verbracht hatten, wurden extra begrüßt. Ich habe mich als Gast in St. Pankratius sehr wohlgefühlt. Und hinterher erfahren, wie sehr die erlebte Gemeinschaft und die ermutigenden Worte und Lieder Menschen für ihr persönliches Leben geholfen haben.

Der zweite Gottesdienst fand am Reformationstag, 31.10., ökumenisch in der Thomaskirche in Ofenerdiek im Norden Oldenburgs statt. Evangelische und katholische Kirchengemeinden Oldenburgs feierten im vollbesetzten Gotteshaus unter dem Motto Hier Stehe Ich“. Ein extra für diesen Anlass gegründeter Projektchor begleitete neben der Orgel das Miteinander musikalisch. Engagierte Ehrenamtliche und Pastorinnen lieferten persönliche und kirchenpolitische Statements zum Thema. Und wir als Gemeinde wurden gebeten, uns in kleinen Murmelgruppen darüber auszutauschen, warum wir heute hier sind, für welche Werte wir einstehen und was uns für die Kirche wichtig ist. Wie sagte meine Nachbarin in der Kirchenbank: „Ich finde es gut, dass wir hier so herausgefordert werden!“

Aus den gesammelten Murmelergebnissen wurde noch im Gottesdienst ein Glaubenbekenntnis zusammengestellt, dass wir dann – per Powerpoint an die Leinwand geworfen – miteinander gesprochen haben. Jede und jeder das, was sie oder er von Herzen bejahen konnte und wollte. Bei manchen Passagen zu schweigen war auch erlaubt.

Am Ende des kurzweiligen Gottesdienstes wurde noch zum gemütlichen Miteinander ins Gemeindehaus nebenan eingeladen. Klar, dass das Haus voll wurde und die kleinen Leckereien, die dort vorbereitet waren, geschwisterlich geteilt wurden.

Welche biblische Geschichte eignet sich für die Begrüßung von 21 Konfi3-Kindern zum Beginn ihrer Kurszeit? Nach einigen Überlegungen lande ich bei der „klassischen“ Erzählung von der Segnung der Kinder aus Markus 10. Kennen die Kids und ihre Eltern und die sonntagserfahrene Gemeinde diese Geschichte nicht zur Genüge aus Taufgottesdiensten? Wie oft habe ich selbst das Taufevangelium gelesen oder in eigenen Worten erzählt!

Egal. Ich bleibe dabei. Aus Gründen der Anschaulichkeit und der Hoffnung, etwas mehr Aufmerksamkeit bei den Gottesdienstteilnehmer:innen in der menschenvollen Christuskirche (9 Uhr Beginn!) in Essen (Oldenburg) zu bekommen, bringe ich Erzählfiguren mit. Ich platziere Jesus mit einigen Kindern in der Mitte des Altartisches. Ein Elternpaar und zwei Jünger stehen mit etwas Abstand jeweils seitwärts.
Als Textgrundlage verwende ich Bildbeschreibungen des Erzähltheaters (Kamishibai) der Don Bosco Medien. Erzählfiguren und Erzähltheater in Hülle und Fülle gibt´s übrigens zum Ausleihen in der Medienstelle der Arbeitsstelle Religionspädagogik.

Bis zur letzten Minute strömen die teilweise noch etwas müden Kinder mit ihren Eltern in die Kirche. Der Küster lässt die Glocken noch etwas länger läuten. Ein Vater fragt, ob er denn auch mit dabei sein soll. „Selbstverständlich“, antworte ich. Er schickt seine zwei Kinder schon mal rein und parkt sein Auto ordentlich.
Der Organist sorgt für einen schwungvollen Auftakt. Nach der Begrüßung singen wir „Preiset den Herrn“ und sind konditionell gefordert beim wiederholgen Aufstehen und wieder Hinsetzen. Aber alle machen mit! Etwas meditativer geht es zu beim gemeinsame Körpergebet.
Britta Schene, eine der vier Ehrenamtlichen, die die Konfi3-Zeit verantwortlich durchführen, macht Lust auf den Kurs „Was für Geschichten!“ Das Konfi3-Team stellt sich vor. Eine Frau sagt: „Ich bin so begeistert von dem Konzept, da freue ich mich, mitarbeiten zu dürfen.“ Eine andere ist die Mutter eines Konfi3-Jungen und findet es wichtig, das Team zu unterstützen.
Wir singen „Ins Wasser fällt ein Stein“. Bei der Predigt, bei der ich sicher noch viel besser die sehr ausdrucksstarken Erzählfiguren in Szene setzen könnte, sind viele junge und ältere Menschen sehr konzentriert dabei. Nach einem lautstarken „Laudato si“ werden die Kinder mit Namen aufgerufen, kommen nach vorne und erhalten als Geschenk eine Kette mit einem Baummotiv. Ich lade die Eltern ein, auch nach vorne zu kommen und ihre Kinder selbst zu segnen. Sie machen sich die Worte eines bildreichen Zuspruchs zu eigen: „Gott segne dich mit der Fröhlichkeit der Forelle…“ Das ist eine berührende Szene, die Kinder mit ihren Eltern auf diese Weise miteinander verbunden zu erleben. Es wirkt gar nicht inszeniert, wie ich anfangs befürchtet habe.
Bei „Gottes Liebe ist so wunderbar“ werde ich von zwei Konfi3-Mädchen unterstützt, die selbstbewusst rufen, dass sie die Bewegungen schon kennen. Na denn! Nach Fürbitte, Vaterunser, Ausgangssegen und Orgelnachspiel ist der Gottesdienst beendet.
Ein Mädchen sagt beim Rausgehen: „Was, schon vorbei!“ Ich nehm das mal als gutes Zeichen.