In vielen Gemeinden werden inzwischen die Konfis in die Gestaltung der Passions- und Osterzeit mit eingebunden. Das ist gut und wichtig, weil Jugendliche Religion vor allem durch Erfahrung lernen. Und dafür bietet die Kirche ein reichhaltiges Angebot.

Auch dieses Jahr ist wieder der ökumenische Jugendkreuzweg mit am Start gewesen. Mit wie ich finde coolen Motiven.

Für Karsamstag hat sich das Pfarrerehepaar Pia und Christoph Schäfer etwas Besonderes ausgedacht. Die mehr als 1.500 Teilnehmenden ihrer WhatsApp-Fastenaktion konnten ihnen ihre Gebetsanliegen schicken. Daraus haben sie einen Klagepsalm verfasst. Er erzählt davon, was die Menschen heutzutage bewegt und belastet. Popkantorin Sarina Lal hat zum Text eine Melodie komponiert und das Lied eingesungen. Am Karsamstag wird er über die sozialen Medien veröffentlicht: Instagram-Kanal @kircheoldenburg oder Youtube-Kanal der Ev.-luth. Kirchengemeinde Steinfeld.

Die dritte Idee – von der auch der Titel des Blogbeitrags geliehen ist – nimmt die österliche Zeit mit in den Alltag ab Osterdienstag. Die Jugendkirche in Delmenhorst lädt Jugendliche ein, freie Zeit gemeinsam in den Räumen von St. Paulus zu verbringen. Nach dem Motto: Ostern ist gerade vorbei, aber die Sache ist noch nicht gegessen, wird auf tierwohlfreundliche Art ein süßes Osterlamm gebacken. Und für Konfis lohnt sich der Besuch gleich doppelt.

Konfi-Stelen

Jedes Mal dieser Stau. Diese kleinen, zerknitterten Ausweise. „Könnten Sie mal unterschreiben?“ „Was, Du hast dein Heft verloren?“ „Kriege ich heute zwei Unterschriften – war doch länger.“ Kleine Gespräche am Ende eines Gottesdienstes.

In den meisten Kirchen-Gemeinden gehört eine gewisse Anzahl von Gottesdienst-Besuchen zur Konfizeit verpflichtend dazu. Die Jugendlichen sollen den Gottesdienstablauf kennen lernen, sich im Laufe der Zeit dort zuhause fühlen. Ob das gelingt, hängt von vielen Faktoren ab: Die Jugendlichen werden freundlich begrüßt. Das Gottesdienstgeschehen erscheint ihnen plausibel. Sie fühlen sich – nicht nur durch die Predigt – angesprochen. Und am wirkungsvollsten: Sie sind aktiv beteiligt und dürfen mitgestalten und mitentscheiden, was wie läuft.

Die großen bundesweiten Studien zur Konfi-Arbeit lieferten ja eher ein ernüchterndes Ergebnis, was die Freude am Gottesdienst seitens der Konfis betrifft. Nächste Woche wird die dritte Studie – unter dem Menetekel von Corona erstellt – in Berlin vorgestellt. Wir werden berichten.

Nun denn. Wenn man schon eine gewisse Zahl an Gottesdienstbesuchen einfordert, muss es in irgendeiner Form gerecht zugehen. Sprich, alle Konfis – Ausnahmen (manchmal auch ziemlich große) bestätigen die Regel – sollen ungefähr die gleiche Anzahl an Gottesdiensten besuchen. Und das muss ja irgendwie dokumentiert werden.

Zu einer besonders schönen Form haben sich die Konfi-Verantwortlichen der Kirchengemeinde Friesoythe-Sedelsberg-Bösel inspirieren lassen. Vorne in den drei Kirchen steht jeweils eine – von Pfarrerin Nicole Ochs-Schultz mit handwerklichem Geschick – angefertigte Holzstele (hier im Bild die Stele aus der Michaeliskirche in Friesoythe). Die Fische gestalteten die Konfis unter Anleitung der Religionspädagogin Regina Hammerschmidt. Zurecht stolz auf das ansprechende Ergebnis berichtete mir Pfarrer Johannes Rohlfing von dem Entwicklungsprozess und der positiven Rückmeldung auf die Art und Weise der Umsetzung.

Was mir gut gefällt an dieser Art der Gottesdienst-Teilnahme-Dokumentation: Die Konfis als große Gruppe der Gemeinde sind in jedem Gottesdienst durch ihre Stele sichtbar. Und wenn sie selbst mitfeiern, gehen sie zu Beginn oder am Ende aktiv nach vorne und kleben ihre Punkte wie Schuppen auf den Rücken ihres selbstgefertigten Konfi-Fisches.

Und weil es so schön ist, gibt es als Zugabe auch noch ein Bild des selbstgefertigten Konfi-Paramentes, das bei den regelmäßigen Konfi-Gottesdienstes den Altar schmückt.

Aktion 5000 Brote

Auch ein paar Tage nach dem Erntedankfest sehen die Gaben, die im Altarbereich der Bloherfelder Kirche in Oldenburg stehen, schön und appetitlich aus. Zum Reinbeißen.

Mitten in der Großstadt ziehen Kinder mit einem geschmückten Karren voller Erntegaben vom Kindergarten zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern an mir vorbei. Sie sind auf dem Weg zum Familiengottesdienst zu Erntedank. Und in vielen Gemeinden wird erst am 8. Oktober gefeiert.

Bei Freunden zu Besuch stehen im Flur zwei große Körbe mit frisch geernteten Äpfeln und Quitten. Ich sehe jetzt schon den leckeren Apfelkuchen vor mir, den ich in ein paar Tagen genießen werde.

Traditionell startet mit dem Erntedankfest auch die bundesweite Aktion 5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt. Sie bietet eine gute Gelegenheit, bis in die Adventszeit mit Konfis ganz handwerklich Brot zu backen und gegen eine Spende in Gottesdiensten, auf Wochenmärkten und bei anderen Gelegenheiten weiterzugeben. Der Erlös geht an ausgewählte Bildungsprojekte von Brot für die Welt für junge Menschen in der Einen Welt.

Mancherorts gelingt es, die Brotbackaktion gemeinsam mit einer Innungs-Bäckerin oder einem Innungs-Bäcker durchzuführen. Im letzten Jahr war die Idee, mit einer Konfi-Gruppe in einer engen Backstube zu Werke zu gehen, oft noch mit Corona-Bedenken belegt. Auch in diesem Jahr ist es nicht einfach, eine offene Backstube zu finden. In den letzten 10 Jahren haben fast 50 % eigenständige Bäckereien ihren Betrieb aufgegeben. Und große Bäckereibetriebe sind eben nicht an jedem Ort zu finden. Vor kurzem hörte ich von einer engagierten Mitarbeiterin in der Jugendarbeit, die mit ihrer Back-Idee am Ende bei einer Großbäckerei nicht auf offene Türen stieß. Das ist für beide Seiten schade, ist doch 5000 Brote auch eine Werbeaktion für ein unter Fachkräftemangel leidendes Handwerk. Andernorts klappt es dafür in diesem Jahr entspannt und kooperativ. In Delmenhorst z.B. werden Konfis in einem Wahl-Projekt im Advent für den guten Zweck aktiv. Wir wünschen viele sinnliche und sinnstiftende Erfahrungen!

Infos und Unterstützung für 5000 Brote gibt es bei Marius Blümel – marius.bluemel@diakonie-ol.de 0441 21001-328, dem Referenten von Brot für die Welt im Diakonischen Werk und natürlich auch in der Konfizeit.

Praxishandbuch für die Konfi-Arbeit

Seit kurzem auf dem Markt – ein neues pädagogisches Handbuch für die Praxis. Die beiden erfahrenen Autorinnen tragen die wichtigsten Grundlagen zusammen – ideal für Verantwortliche für die Konfizeit und die Schulungs-Arbeit mit Teamer:innen.
Hier eine ausführliche Rezension von Katja Simon:

Faszinierend, motivierend, praktisch

Konfirmandinnen wachsen heute noch in eine Welt hinein, in der sie viele Möglichkeiten haben. Aber auch ein verplanter Tages- und Wochenablauf lässt Jugendliche ein Konfi-Angebot nur dann attraktiv erscheinen, wenn es ihren Bedürfnissen und Interessen entgegenkommt. U.a. ist es daher sinnvoll, Inhalte, Methoden und Atmosphäre zeitgemäß auszuwählen: Themen, die für das eigene Leben bedeutsam sind, aufbereitet mit faszinierenden und motivierenden Methoden in einer spaßbringenden, emotional berührenden und nachdenklich machenden Atmosphäre. Mit diesem Anspruch ist dieses Praxishandbuch geschrieben. Es bietet ein Zusammenspiel von theologischem und pädagogischem Know How, Wissen um didaktische Zusammenhänge und kommunikative Prozesse. Dabei ist ein hilfreiches Grundlagen- und Nachschlagewerk für die Verantwortlichen in der Konfi-Arbeit entstanden.

Grundlagen mit praktischen Beispielen

Im ersten Teil wird Konfi-Arbeit als eigenes Praxisfeld beschrieben, das an der Lebenswelt sowie der Subjekt- und Chancengleichheit orientiert ist. Die Autorinnen beziehen neue Erkenntnisse der Hirnforschung, der Pädagogik und der Didaktik ein. Einfühlsam wird ein Blick auf die Phase der Pubertät, Zukunftsängste, Corona-Erfahrungen, das politische Engagement und Körperkult gewagt.

Praktische Schlussfolgerungen lockern den Lesefluss auf: „Dauerhafte Langeweile gruselt die Konfis – und quält die Verantwortlichen.“ In den „Perspektiven für die Konfi-Zeit“ werden sowohl ein hoher Anspruch an die Konfi-Zeit also auch die Erkenntnis formuliert, dass es manchmal gar nicht viel braucht, um gemeinsam eine gelingende Zeit mit den Konfis zu verbringen. Übersichtlich und gut sind die Grundlagen für eine Arbeit mit Teamerinnen beschrieben. Dabei werden neue Formen der Arbeitsorganisation, die Rolle der Jugendlichen und Leitungsstile der Konfi-Verantwortlichen klar dargelegt und in Beziehung zueinander gesetztDem vorliegenden Handbuch kommt eine Vorreiter-Rolle zu, wenn es neben den Themen Inklusion, dem „Umgang mit Störungen“ und Grenzwahrung auch die gendersensible Konfi-Arbeit thematisiert. Denn es ist davon auszugehen, dass sich in einer Gruppe von 10-20 Konfis eine schwul oder lesbisch liebende Person oder sich als transgeschlechtlich oder nicht-binär Verstehende findet.
Im Weiteren werden Kommunikationstheorien dargestellt und mit Beispielen aus der gewaltfreien Kommunikation veranschaulicht: „Konfi A: ‚Das finde ich voll bescheuert, was B sagt.‘ Leitung; ‚Hey, wenn dich das ärgert, was B sagt, erzähle ihm doch, warum! Wie fühlst du dich dabei? Was wünschst du dir von B?‘“.

Vielseitige Methoden

Der zweite Teil zur Methodik führt die Themen Planungsstrategien, Moderationstechniken, Spielpädagogik, kreative Methoden, Gesprächsführung, Präsentationsmöglichkeiten der Ergebnisse und Feedback aus. Er übersetzt die grundlegenden Überlegungen in konkrete Beispiele für eine erlebnisintensive Praxis. Gut handhabbare Tipps zu Raum und Atmosphäre, Arbeitserleichterung, Formulierungen und Zusammenstellung einer Konfi-Einheit machen Lust, dies auszuprobieren. Neben klassischen Methoden wie Standbilder und Rollenspiele finden sich auch digitale Methoden, erlebnispädagogische Ansätze, musikpädagogische Anregungen, meditative Impulse, Phantasiereise-Beispiele, Hinweise zu Andachten, Jugendgottesdiensten und zum Konfirmationsgottesdienst, die immer wieder inspirieren und Bekanntes ins Gedächtnis rufen.
Dieser Teil hilft sowohl Berufsanfangenden als auch langerfahrenen Personen mitten im verdichteten Gemeindealltag „mal eben kurz“ etwas Passendes für die jeweilige Gruppe mit ihren unterschiedlichen Konfis in der aktuellen Situation zu finden.

Rund um die Konfi-Arbeit

Der dritte Teil bietet einen Überblick zu Themen wie Werbung, Info-Abenden und juristischen Fragen, also über all das „was sonst noch wichtig ist“: Wenn man z.B. die Werbung neu aufstellen möchte, wenn eine Freizeit ansteht, wenn man sich überlegt „wie viele Textnachrichten helfen – wann fängt es an zu nerven“, gibt es hier Hinweise, worauf man achten könnte oder muss.
Ein motivierendes Schlusswort „einfach mal ausprobieren“ rundet das Werk ab.

Insgesamt ist ein Buch entstanden, das mitten im Alltag unterstützen will. Es kann sehr gut als Nachschlagewerk genutzt werden, je nachdem, welche Fragestellung die einzelnen gerade bewegt. Es bietet viele Ideen, die ausprobiert werden können und ermutigt, auf die Konfis in ihrer Lebenswelt einzugehen – schließlich ist die Pubertät eine der spannendsten Lebensabschnitte eines Menschen.

Konfi-Zeit praktisch. Das pädagogisches Praxishandbuch für die Konfi-Arbeit
von Irmela Redhead und Astrid Thiele-Petersen

Gütersloher Verlagshaus, 256 Seiten, ISBN 3579074733, EUR 22,00

Special Konfi – Special Olympics

Beim Kirchentag in Nürnberg kommt eine Oldenburgerin mit ihrem Sohn an unseren Konfi-Werkstatt-Stand und fragt, ob wir was zum Thema „Inklusion“ hätten. Bei Ihrem Sohn wäre es ja super gelaufen – er bestätigt das sehr überzeugend und freut sich riesig, dass er konfirmiert ist. Aber eine Bekannte würde sich beklagen, dass es ihrem Kind gar nicht gut geht in der Konfi-Gruppe. Wir reden über Rahmenbedingungen und individuelle Bedarfe. Was alles geklärt werden sollte, damit es eine segensreiche Konfizeit wird. Am Ende nimmt sie einen kleinen Leitfaden zur inklusiven Konfi-Arbeit mit.

Eine putzmuntere Konfi-Gruppe im Ammerland. Mittendrin ein Junge im Rollstuhl mit körperlichen und geistigen Beieinträchtigungen. Er wird regelmäßig von der Mutter oder der Patentante begleitet. Die Pastorin überlegt sich jedes Mal, wie der Junge an Aktionen der Gruppe mitmachen kann. Diese Selbstverständlichkeit der Teilhabe ist ansteckend und macht es den anderen Konfis leichter, ihn in ihrer Mitte zu integrieren.

Für Jan ist eine größere Gruppe gar nichts. Er leidet an motorischer Unruhe und lässt sich leicht ablenken. Einige Versuche, ihn in der „normalen“ Konfizeit mitlaufen zu lassen, scheitern kläglich. Alle sind irgendwie unzufrieden. Jetzt macht der Pastor es anders. Er verabredet sich mit Jan eine halbe Stunde vorher, macht mit ihm einen Spaziergang durchs Dorf und sie reden über Gott und die Welt. Zufrieden geht Jan nach Hause und die Konfi-Gruppe beginnt.

Vom 17.-25. Juni 2023 finden die Special Olympics World Games unter dem Motto #ZusammenUnschlagbar in Berlin statt – und damit erstmals in Deutschland. 7000 Athlet:innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten miteinander in 26 Sportarten an. Ein buntes Fest des Sports für mehr Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung. Wie schön, dass in den Medien und auf vielen Plakatwänden auf die Special Olympics hingewiesen wird. Der Olympiapfarrer der EKD erzählte uns schon vor Monaten von der Riesenbegeisterung bei den Vorbereitungen. Wer gerade in Berlin ist, sollte sich den Besuch der einen oder anderen Veranstaltung nicht entgehen lassen.

Wie schön, dass wir alle so verschieden sind. Wir lernen, uns in unserer Einzigartigkeit und Vielfarbigkeit anzuerkennen. Wir bewegen uns aufeinander zu, um uns zu begegnen und gemeinsam das Leben zu meistern und zu feiern. Klar gibt es noch viel zu tun. Wir machen uns immer weiter auf den Weg. Um Gottes und um unser Menschsein willen, denn: #ZusammenUnschlagbar