Vielerlei Weihnachten

Gestern fuhren die Trecker durch Oldenburg. Mitten durchs Weihnachtsgeschäft. Protest gegen vorgesehene Streichungen von Steuervergünstigungen beim Agrardiesel und bei der KFZ-Steuer. Beim aktiv-Markt um die Ecke waren nur zwei Kassen besetzt. Wegen Personalmangel oder vielleicht waren es schon die Streikauswirkungen im Einzelhandel.
Vor dem Weihnachtsfest werden noch letzte Verhandlungen geführt, Projekte abgeschlossen, Weichen für das neue Jahr gestellt. Und zwischendrin noch beim Genuss von Winzer-Glühwein noch Grüße vom Weihnachtsmarkt in die Welt geschickt. Und Karten und Briefe und Päckchen. Und…

Und dann wird es endlich Weihnachten. Jede und jeder hat da eigene Traditionen, die das Fest zu einem besonderen Ereignis machen. In großer Familienrunde oder auch in aller Ruhe im kleinem Kreis. Hoffentlich irgendwo drinnen, wo es nicht so regennass ist wie gerade draußen. So ganz allein will an diesem Tag kaum jemand sein.

Wer gerne mit anderen Rätsel löst, der könnte sich – geht auch noch nach Weihnachten – das Krimispiel Entführung im Stall vornehmen und dafür sorgen, dass das spurlos verschwundene Jesusbaby wieder gefunden wird. Das Krimi-Spiel, das auch online miteinander funktioniert, eignet sich ab 14 Jahren und dauert 1-1,5 Stunden. 10 Rollen vom erschöpften Bettler Alphäus bis zum das Spiel moderierenden Soldaten sind zu besetzen – der zweiseitige Text, der dafür zu lesen ist, ist überschaubar.

Das Weihnachten auch ganz andere Geschichten schreibt, davon weiß Thomas Hirsch-Hüffell auf seiner Website Ungläubiges Staunen zu erzählen. Unter all den vielen Texten, die mir dieses Jahr im Advent begegnet sind, hat mich die Erzählung Kati besonders angerührt. Am Ende eines Heiligen Nachmittages liegen die kleine Kati, ihre Mama und Oma in unziemlicher Gebärde und selig verdreckt auf einer Bettdecke beieinander. Und die Engel singen, was sie immer singen: Fürchtet euch nicht!

Wer bist du, Jesus? Wem vertraue ich? Wo bist du, Gott? Wer bin ich? Wie wird das Leben gut?

Mit diesen Themen beschäftigen sich die über 100 Konfis und Teamer:innen des landeskirchlichen KonfiCamps vom 7.-13. August 2023 im Blockhaus Ahlhorn. Biblische Impulse, Lieder aus dem campeigenen Logbuch, Theater-Anspiele, kleine Gesprächsrunden und kreative Übungen bringen uns den Antworten zu wichtigen Lebens-Fragen näher.

In diesem Jahr sind die Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Friedrich-August-Hütte, Sande, Vier Kirchen Ovelgönne, Wangerland und ein Konfi-Modell aus Delmenhorst mit an Bord der „Explorer“ gegangen, um eine Woche lang auf abenteuerliche Expedition zu gehen. Die Stimmung ist entspannt, das Team aus Jugendlichen und Erwachsenen harmoniert prächtig, das Essen – sowohl das leckere Mittagessen vom Blockhaus Ahlhorn wie auch das reichhaltige Frühstücks- und Abendbrot-Buffet in Selbstversorgung – schmeckt lecker und das Wetter wird von Tag zu Tag sommerlicher.

Die KonfiCamp-Tage beginnen nach einem herrlichen Sonnenaufgang mit sportlichem Jogging oder einem idyllischen Spaziergang für manche schon um 7 Uhr. Danach gibt es für alle Frühstück im lichtdurchfluteten Strandhaus. Im großen Plenum mit den Bildern des Tages und einem gemeinsamen Warm-Up startet das jeweilige Thema des Tages, das dann in vertrauten Gemeindegruppen vertieft wird.

Nach dem Mittagessen im Waldhaus ist freie Zeit für die Konfis, während die über 20 Teamerinnen und Teamer sich zur Tagesbesprechung treffen. An den Nachmittagen gibt es ein reichhaltiges Workshop-Angebot: Bogenschießen, Jonglage, Juggern, Tanz, Batiken, Socken-Theater, Werwolf, Wikinger-Schach, Feuermachen wie in der Steinzeit, Black-Stories, Ball-Sport, Knotenkunde, Rudern, Backen, Filzen, Gummihuhn-Golf stehen zur Auswahl. Und einmal ist Popkantorin Karola Schmelz-Höpfner zu Gast, um mit allen Musik zu machen. Hinzu kommen besondere Expeditionen in den Kletterpark bzw. in den Tier- und Freizeitpark Thüle.

Das Abendbrot findet mitten auf dem Gelände unter einem blau-weißem Himmel statt, bevor das nächste Programm startet. Nach dem Explorer-Eröffnungsabend, an dem sich die KonfiCamp-Crew phantasiereich vorstellt, folgen die Jesus-Show, das Chaosspiel, Cluedo, die Kreative Wiese und die ZDF-Bühne, auf der wir unter dem Motto „Zeige Deine Fähigkeiten“ unsere Camp-Talente feiern. Natürlich gehört auch ein Lagerfeuer mit Stockbrot und eine Nachtwanderung dazu.
Den Abschluss bildet der Abendsegen in der Kapelle St. Petri zu den Fischteichen, bevor nach einer zweiten Team-Zeit um 23 Uhr die Lichter in den Konfi-Zimmern im Wiesenhaus und im Heidedorf ausgehen.

Ein paar Bild-Eindrücke gibt es hier:

„Für Ostern färben wir immer Ostereier.“ „Und dann suchen wir in der ganzen Wohnung nach süßen Sachen.“ „Mama, kriegen wir auch ein Geschenk?“ „Eine Kleinigkeit.“
Ein kleiner Ausschnitt aus einem Gespräch mit zwei Mädchen (8 und 7 Jahre) und ihrer Mutter. In der Familie werden die Feste des Kirchenjahres gefeiert. Deshalb kennen sie sich mit den Bräuchen gut aus. Und in der Konfi 3 – Zeit in Essen (Oldenburg) erfahren sie, was das alles mit Jesus und Gott und der Kirche und mit dem Glauben zu tun hat.

In vielen Gemeinden beteiligen sich Konfis an der Vorbereitung der Ostergottesdienste. Durch das Erleben des Festes und die fröhliche Stimmung bei den Vorbereitungen lässt sich am besten vermitteln, dass für Christinnen und Christen das Osterfest eine hohe Bedeutung hat. Es gibt offensichtlich Kraft und stiftet Sinn, angesichts von Traurigkeit und Leid eine Hoffnung zu haben, die über den Tod hinaus weist.
Jesu Auferstehung als Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod zu begreifen, ist mit dem Leib und mit der Seele leichter als mit dem Kopf.
Wir schmecken das Brot der Gemeinschaft. Wir zünden das Osterlicht an. Wir lachen vor Freude und rufen: „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Die bundesweiten Studien zur Konfi-Arbeit zeigen, dass die Zustimmung zur Aussage „Jesus ist auferstanden“ seitens der Jugendlichen zwei Jahre nach der Konfirmation deutlich abnimmt – und auch zu Beginn nicht übermäßig hoch ist. Scheint ja auch irgendwie logisch. Auf der anderen Seite stimmen deutlich mehr Konfirmierte nach zwei Jahren der Aussage „Es gibt ein Leben nach dem Tod“ (oft verbunden mit dem schillernden Wort „Wiedergeburt“) zu.
Wie lassen sich diese beiden Tendenzen miteinander ins Gespräch bringen bzw. was hat Jesu Auferstehung mit unserer Hoffnung auf ein Weiterleben zu tun?

Und wie ist das überhaupt mit dem Zusammenhang von Seele, Geist und Körper? Die Transhumanisten glauben ja, dass sich der Geist des Menschen in ein ewig bestehen bleibendes digitales System übertragen lässt. Andere prominente Wissenschaftler sehen den Körper als sinnhaft organisierte Gestaltganzheit und als Grundreferenz für unser Bewusstsein. Alle unsere Fertigkeiten und Erfahrungen werden „einverleibt“, gehen in Fleisch und Blut über. Mit anderen Worten: Das Gehirn ist nichts ohne den Körper.

Viele spannende Fragen und Themen also, über die es sich lohnt, miteinander lebhaft zu diskutieren und dadurch für das eigene Leben und den eigenen Glauben erfahrbar und plausibel zu machen.

Das kommt auch nicht alle Tage vor, dass ich ein Sachbuch mit auf eine kleine Wanderung an der Hunte mitnehme. Und ich hab es sogar durchgelesen. Das lag sicher auch daran, dass es keine allzu umfangreiche Lektüre gewesen ist. Aber gehaltvoll und anregend. Weil ich noch auf der Suche war nach den „richtigen“ Geschichten. Solchen, mit denen sich die wichtigsten Informationen über Jesus vermitteln lassen könnten. Sein Biografie, sein Charakter, seine Kernbotschaften, die „schönsten“ Gleichnisse, Wunder, Zitat.

Ich finde, Fabian Vogt ist es gelungen, unterhaltsam und informativ zugleich einen Überblick für all die zu schaffen, die sich fragen: Wer war dieser Jesus? Nicht immer gelingt es uns theologisch geschulten Menschen, auf diese Frage allgemeinverständlich zu antworten. Fabian Vogt kriegt es hin.

Nun bin ich also gut vorbereitet für den Jesus-Tag, den wir im auf unserem KonfiCamp im August erstmals im Programm haben. Wir wollen mit den Jugendlichen entscheidende Geschichten und Botschaften aus dem Leben Jesu im „Schnelldurchlauf“ kennenlernen und auf die Bühne bringen. Damit alle ein wenig durchblicken, wie der Weg Jesu von der Geburt bis zum Tod – und darüber hinaus – gewesen ist. Wenn es geklappt hat, wage ich es, unsere Auswahl mal hier zum Besten zu geben.

Fabian Vogt, Jesus für Eilige. Seine wichtigsten Ideen kurz & knackig, edition chrismon, Leipzig 2022, 12 €

Ach ja: Immer noch nicht können Steuererklärungen auf einem Bierdeckel gemacht werden. Vielleicht aber auf den Punkt gebracht der Kern dessen, was Jesus gelehrt und gelebt hat:

godnews.de

Jesus Christus: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

Von den vielen schönen Motiven, die sich Künstler:innen für die Jahreslosung 2022 aus Johannes 6, 37 überlegt haben, gefällt mir das von Dorothee Krämer besonders gut.

Gelbes, warmes Licht. Eine weiß leuchtende Menschenfigur. Mit offenen Armen empfängt sie die Kleinen und Großen, die in herrlich kräftigen Farben getaucht auf sie zuströmen. Eine hohe Anziehungskraft geht von den offenen Armen aus. Auch ich gehe durch die weit geöffnete Tür hinein zur Lichtgestalt. Ich bin willkommen!

So etwas zu spüren und dann auch noch zu hören, tut unendlich gut. Gerade jetzt. In diesen Zeiten. Manche Türen bleiben aus Sorge zu. Begegnungen, bei denen offene Arme als Geste selten geworden sind. Corona sorgt für abweisende Hände und Warnschilder, die auf Distanz halten. Die größte Sorge des Küsters war, am Heiligen Abend jemanden vor der Kirchentür stehen lassen zu müssen.

Komm her, wir nehmen uns in die Arme. Wünschen uns Gottes Segen, Frieden und Hoffnung. Wie schön, Dich hier bei mir zu haben. Drücken uns richtig fest. Geben uns herzlich die Hand.
Zur Zeit ist es maximal der Unterarm oder die Faust, die in Kontakt kommen. Aber zumindest bleibt uns der Augen-Blick – leider nicht im Video-Chat.
Bei aller Sehnsucht: Hoffentlich kommen wir uns nicht zu nahe. Stecken uns nicht gegenseitig an.

Keiner hat geahnt, dass das Jesuswort aus dem Evangelium des Johannes so
in unsere Zeit hinein spricht.
„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern. Und wer an mich glaubt, wir nie mehr Durst haben.“ Klar, dass es hier um viel mehr geht als um einen vollen Magen. Es geht um die Fülle des Lebens, um Glück und Geborgenheit, um Vertrauen und Heimat.
Wer das sucht, der ist bei Jesus richtig. Da kann das Haus proppevoll werden. Das Reich Gottes ist groß genug. Himmlisch weit. Da wird keiner rausgeworfen, abserviert, hinauskomplimentiert. Auf gar keinen Fall. Du nicht. Und ich auch nicht. Willkommen!

Übrigens: Gern hätten wir bei unserem vierten Konfi-Team-Tag im kommenden Februar die Jahreslosung mit diesem schönen Motiv mit über 200 jungen Menschen gefeiert. Aber das wird leider nichts. Zuviele Gs, zu viel Abstand, zu viel Sorge. So ein Mist. Aber wir holen das nach. Versprochen!

Karten, Plakate, Lesezeichen und Downloads für Websites und Gemeindebriefe zu diesem Motiv der Jahreslosung gibt es hier:
https://www.kraemershop.de