Gestern noch habe ich in einem Zeitschriftenartikel darüber nachgedacht, ob Dietrich Bonhoeffer für Konfis von Bedeutung ist. Sowohl, was seinen Lebensweg angeht als auch seine Theologie.

Und dann höre ich heute auf dem Allgemeinen Pfarrkonvent einen nachdenkenswerten Vortrag von Prof. Dr. DDr. h. c. Ulrich H.J. Körtner aus Wien. Zum Thema „Theologie für die Krise – Theologie in der Krise“ referiert er 16 Thesen. Er erinnert dabei an die Dialektische Theologie, die nach dem Ersten Weltkrieg für einen theologischen Neuaufbruch sorgte und vom Schweigen Gottes in der Krise. Für Körtner steht das Vertrauen auf Gottes Allmacht und sein Handeln in der Welt nicht im Widerspruch zur Verantwortung des Menschen.
Krisentheologie ist Wartende Theologie. Erwartungsvoll erhofft sie das Kommen Gottes, der uns insbesondere durch die biblische Überlieferung anspricht. Die Kirche legt dabei nicht die Hände in den Schoß; sie wartet, indem sie arbeitet, das biblische Zeugnis hütet und zu manchen Themen auch qualifiziert schweigt. An dieser Stelle kommt Dietrich Bonhoeffer ins Spiel, der in einem Brief aus der Haft im Mai 1944 zur Taufe an sein Patenkind (Widerstand und Ergebung – S. 145ff) schreibt, das unser Christsein in dreierlei besteht, nämlich im Beten – und damit ist das ganze Spektrum geistlichen Lebens gemeint – und im Tun des Gerechten unter den Menschen und im Warten auf Gottes Zeit: „Es wird eine neue Sprache sein, vielleicht ganz unreligiös, aber befreiend und erlösend, wie die Sprache Jesu.“

Einer der vielen Gedanken, die bei mir durch Ulrich Körtner angeregt werden, ist die Überlegung einiger Religionspädagog:innen, in unserem Reden von Gott in der Begegnung mit jungen Menschen für eine geraume Zeit ganz bewusst auf das Wort „Gott“ zu verzichten. Es mal auszuhalten, dass wir nicht für alles, was wir nicht erklären können, einen Adressaten haben, dem wir das Rätselhafte systematisch, souverän, vollmundig oder wie auch immer zuschreiben. Ohne gemeinsam darüber gesprochen zu haben, wen wir da eigentlich mit meinen.

Gerade hatte ich Bonhoeffers Schriften „Widerstand und Ergebung“, „Nachfolge“ und „Ethik“ beiseite legen wollen. Ich glaube, ich lasse sie doch lieber in Reichweite auf dem Bücherstapel…


Zwölf aufregende Zukunftswimmelbilder

Es gibt zu wenig Sauerstoff zum Atmen in der Luft – Die Menschen leben auf den Bergen, der Boden ist geschrumpft, der Meeresspiegel dramatisch angestiegen – Die Menschen leben so, wie die Natur es vormacht – Die Menschen leben in großen Raumschiffen – Niemand besitzt mehr ein Auto – Etwa die Hälfte der Menschheit ist verdurstet, ebenso wie ein Großteil der Tiere – Alle Tiere laufen frei herum (mit einem meiner Lieblingssätze: „Die Tiere teilen mit den Menschen, was sie übrig haben.“ und den Bildern von toughen Jungens, denen beim Besuch des Schlachthofmuseums kotzübel wird.) – Auf der ganzen Welt verbreitet sich ein hochansteckendes Virus – Es gibt keine Grenzen und Länder mehr – Das Ozonschutzschild der Erde ist zerstört – Kinder haben die gleichen Rechte wie Erwachsene – Die Menschen haben ihre Lebensgrundlagen kaputt gemacht und sind ausgestorben.

Das sind die ersten Sätze der zwölf Texte, die durch zwölf gezeichnete Szenarien illustriert werden – wunderschön, erschreckend und inspirierend. Und fast alle diese Weltuntergänge – bei welcher werden sie wohl bis auf Hund Bella fehlen? – erlebt eine Familie unter den entsprechenden Umständen mit.

Andrea Paluch, die zuvor schon viele Bücher zusammen mit ihrem Mann Robert Habeck geschrieben hat, und die Diplom-Designerin Annabelle von Sperber schenken uns ein Bilderbuch voller Stoff für Visionen, Gespräche und Träume. Alle, denen ich das Buch gezeigt habe, finden das auch. Eine ernsthafte und fantasiereiche Einladung an Menschen ab 8 Jahren zur Diskussion über die Frage: WIE WOLLEN WIR LEBEN?

Jetzt, wo wir uns bald wieder aus der Corona-Lähmung herausschälen, eine gute Frage. Weitermachen wie bisher oder darüber nachdenken, was zu tun und was zu lassen ist?
Nein, das ist kein Buch für Schwarzseher. Sondern eins für alle, die diese Welt lieben.

Ich kann mir das Buch gut für Konfi3/4 – also für Konfis im Grundschulalter vorstellen, aber vielleicht docken auch Vorkonfis mit 11 oder 12 Jahren an. Das muss man selbst herausfinden.

Andrea Paluch/Annabelle von Sperber, Die besten Weltuntergänge. Was wird aus uns? Zwölf aufregende Zukunftsbilder, Klett Kinderbuch, Leipzig 2021, 16 €.

Der Klappentext des Verlags:
Die Welt, wie wir sie kennen, wird untergehen. Sie ist schon dabei. Und was kommt dann? Dieses Buch entwirft in knappen Texten und auf spektakulären Bildtafeln ganz verschiedene Szenarien für unsere Zukunft. Werden wir nur in Raumschiffen überleben können? Kommt eine große Dürre oder doch eher eine Flut? Könnte es vielleicht auch schön werden, zum Beispiel ohne Kriege und Grenzen? Wie wäre das Leben ohne Autos oder mit freien Tieren?

Irgendwie geht es in diesem Jahr, die Advents- und Weihnachtszeit in Präsenz mit Kindern, Konfis und Jugendlichen zu verbringen. Die kleinen Formate funktionieren und werden mit der nötigen Umsicht gestaltet. Plätzchen backen, Krippenspiele einüben, mit hellen Lichtern durch dunkle Straßen ziehen.

Einige Anregungen, wie Weihnachten in Corona-Zeiten gefeiert werden kann, haben wir bereits letztes Jahr auf unserer bundesweiten Website geteilt und durch neue Ideen ergänzt:

https://konfi-arbeit.de/tag/weihnachten/

Neu dabei sind unter anderem der KonApp Adventskalender, Konfi-Material zur Aktion „Gottes Liebeserklärung“ der Nordkirche, ein Bilderrätsel und eine Actionbound-Vorlage „Der geheimnisvolle Raum“.
Gern stellen wir fortlaufend weitere Idee dort ein – einfach mit uns Kontakt aufnehmen!

Übrigens: Das Titelfoto ziert aktuell die Verschenkebox in der Medienstelle der arp in der Haareneschstraße 58. Lauter Schnäppchen…

Wir sind glücklich und zufrieden nach einem tollen KonfiCamp wieder daheim!

Klingt als Fazit (fast) irgendwie selbstverständlich, ist es aber nicht.
Neben all den Unwägbarkeiten, die einem auf einer Freizeit widerfahren können, ist zu bedenken, dass vor ein paar Monaten noch gar nicht klar war, ob es ein analoges KonfiCamp geben kann oder uns Corona nicht zum zweiten Mal nach 2020 einen Strich durch die Rechnung macht.

Es wird viel darüber gesprochen, welche Rahmenbedingungen und Folgen die Pandemie für das Miteinander von Menschen mit sich bringt und was davon bleiben wird. Hier ein paar Eindrücke von unserer Camp-Woche:

  • Die Konfis sind inzwischen Profis im Umgang mit Corona-Tests und Maskenetikette. Die Durchführung des notwendigen Selbsttests unter Aufsicht während des Camps wurde diszipliniert und ohne große Umstände durchgeführt – wir waren schon ein wenig nervös und dann erleichtert, nachdem ausnahmslos alle Tests negativ ausgefallen waren. Auch das alle nur mit einem zertifizierten Testnachweis überhaupt mit zum Camp fahren durften, war keiner Diskussion wert.
  • Das Maskentragen auf den Wegen zum und im Speisesaal, den wir uns mit einer Münchner Gruppe teilten, war selbstverständlich und musste nicht groß nachgefordert werden. Im Gruppenplenum und in den Hütten konnten wir auf Masken verzichten. Hier war auch kein großer Unterschied im Distanzverhalten zwischen Aktivitäten draußen und drinnen zu spüren. Viel trugen ihre Masken schnell verfügbar und entspannt unter dem Kinn oder am Ellenbogen spazieren.
  • Waren wir am Anfang noch eher zurückhaltend bei Spielen und Aktionen, bei denen körperlicher Kontakt vorkam, entwickelte sich im Laufe der Tage eine größere Unbefangenheit. Als gleichbleibende Kohorte wuchs das Vertrauen, dass Nähe nicht mit Gefahr verbunden sein muss. Einige Konfis hielten sich in „dichteren“ Situationen dennoch zurück, hätten das aber auch wohl ebenso vor Corona getan. Eine gleichzeitig Nutzung einer Tischtennisplatte mit den Münchnern wurde klug und ganz bewusst vermieden.
  • Die Teamer:innen freuten sich, nach langer Zeit der Distanz und Vorsicht wieder voll ins Gruppengeschehen eintauchen und ihre Talente einzubringen zu können. Die Herzlichkeit im Miteinander des Teams war wieder sorgenfreier spürbar: Menschen nahmen sich auch einfach mal so in den Arm!
  • Klar war auch der Umgang mit den Mitarbeiter:innen des Dünenhofs durch Maskentragen und angemessenem Abstand geregelt. Die vielen FSJler im Team haben sich uns gegenüber vorbildlich verhalten.
  • „Corona“ kam als gesondertes Thema nicht auf den Tisch. Vielleicht auch deshalb, weil zu 90 % fast alles „normal“, also wie „früher“ war. Als gute und bleibende Gewohnheit könnte sich das regelmäßige Händewaschen vor den Mahlzeiten bzw. die Desinfektionsstation vor dem Speisesaal etablieren. Über die Möglichkeit, sich jetzt als Jugendlicher auch impfen zu lassen, wurde aber schon gesprochen. Zwei Teilnehmer:innen reisten ein paar Stunden vor Campende ab, weil an diesem Tag ihre zweite Impfung anstand; darauf freuten sie sich.
  • Bei den Ausflügen wurden unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Im Kletterpark wurde allein schon durch die Parcoursnutzung ein gewisser Abstand zu anderen Gruppen gewahrt. Auf der Schifffahrt zu den Seehundbänken war an Bord eine gewisse Enge nicht zu vermeiden und das Masktentragen im Außenbereich war keine Pflicht.
  • Im Kontakt zu Einzelnen gab es bei mir immer wieder fast automatisch den Gedanken, ob der Abstand beim Gespräch oder bei einer Aktion jetzt auch wirklich ok und erlaubt ist. Manchmal gab es einen unbewussten und/oder besorgten Schritt zurück: Sicher ist sicher!
  • Die Tatsache, dass wir unser KonfCamp durchführten, weckte bei den Eltern keine nennenswerten Bedenken. Viele freuten sich vielmehr, dass ihren Kindern die Möglichkeit geboten wurde, wieder mit anderen im Freizeitbereich unterwegs zu sein. Auch die Konfis genossen nach unserer Wahrnehmung das gemeinsame ungezwungene Chillen und Austoben als Gruppe.

Manchmal haben wir uns mitten im Camp-Alltag einfach nur gefreut, dass diese Form des miteinander Lebens und Lernens nach gefühlt ewigen Zeiten wieder möglich ist.
Für die meisten Konfis und Pastor:innen kam die bisherigen Konfizeit sehr kontaktarm daher und konnte oftmals nur digital gestaltet werden. Eine Woche KonfiCamp ist in diesem Zusammenhang eine Wohltat, um Gruppe zu werden und Gemeinschaft zu erleben. Wir haben das sehr genossen!

Ein paar Impressionen gibt es als Zugabe. Das Beitragsbild wurde durch den Wunsch eines Camp-Geburtstagskindes inspiriert: „Ich wünsche mir den Weltfrieden!“

Der Mensch hat nur ein Werkzeug, mit dem er sein Schicksal bestimmen und zum Guten wenden kann: Sein Gehirn. Der Mensch kann umdenken, anders denken, neu denken. Wie segensreich ist es in diesen Zeiten, mit guten Ideen Hoffnung zu stiften. Den Himmel aufzuspannen für Kreativität und Zuversicht. 
    
Kennst Du Katalin Karikó?
Ihr verdanken wir die ersten in Europa und den USA zugelassenen Corona-Impfstoffe. 1955 in Ungarn geboren, wohnt sie in einem Lehmhaus mit nur einem beheizten Raum, in dem gegessen und geschlafen wird. Früh entwickelt sie Liebe und Neugier für die Natur. Mit 14 Jahren nahm Katalin an einem landesweiten Biologie-Wettbewerb teil. In den Siebzigerjahren, während der Arbeit an ihrer Doktorarbeit, begegnet ihr zum ersten Mal Ribonukleinsäure, RNA. Dieser bringt als Botenstoff mRNA die genetischen Informationen aus der DNA in die Körperzellen. 
   
Nach einem Jahrzehnt harter Laborarbeit streicht eine ungarische Pharmafirma ihr die Mittel. Sie wandert mit ihrem Mann und ihrer zweieinhalbjährigen Tochter aus in eine andere Welt: nach Philadelphia. Ein harter Neuanfang, aber irgendwann zeigen sich auch Erfolge. Katalin Karikó hat Mittel, sie forscht, sie lehrt. Doch nach zehn Jahren stürzen sich alle auf die Entschlüsselung der menschlichen DNA. Es läuft das Humangenomprojekt. Karikó schwimmt gegen den Strom. Sie ist sich sicher: mRNA ist die Zukunft. Dennoch wird sie degradiert, in Streit verwickelt, verliert ihr Ansehen. Aber sie bleibt, besorgt sich ihre Forschungsgelder selbst, macht alleine weiter. 
    
Warum hat sie nicht einfach alles hingeschmissen? Sie hält sich an ein Motto aus dem Film Fight Club: „Nur wenn wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit, alles zu tun.“ Sie lernt Weggefährten kennen, die ihre Begeisterung teilen, u.a. den Immunologen Drew Weissmann. Ihr Ziel ist es, die mRNA so zu verändern, dass sie dem Körper bei der Bekämpfung von Krankheiten helfen kann. 
    
Endlich, der Durchbruch. Um die Ergebnisse an die Patienten zu bringen, gründet Karikó eine Biotech-Firma. Aber die Uni vergibt die Lizenz an jemand anderen und der später an BioNTech und Moderna. Karikó wird von der Universität of Pennsylviania gebeten, ihr Labor zu räumen. Mit 58 Jahren fängt sie noch mal ganz von vorn an. Sie trifft sich mit Uğur Şahin, dem Chef von BioNTech. Seit 2013 arbeitet sie mit einem kleinen Team von sieben Leuten in Mainz. „Ich bin glücklich“, sagt sie. Wer nicht viel hat, hat die Freiheit. Allen ist klar, dass Karikó mit ihrer Forschung Großartiges leistet und Millionen Menschenleben rettet. Nicht wenige meinen, Katalin Karikó hat den Nobelpreis verdient.
   
Ich finde die Geschichte von Katalin Karikó großartig. Sie ist eine von „75 Ideen für ein besseres Leben“, die von der Wochenzeitung ZEIT anlässlich ihres Jubiläums in diesem Jahr nach und nach vorgestellt werden: www.zeit.de/75ideen 

*Übrigens: Das hier abgebildete Segensbändchen Hoffnungsträger*in aus Samenpapier gibt es auch analog: https://www.glaubenssachen.de/segensbandchen-hoffnungstrager-in.html und als Einzelexemplar auch bei uns in der Konfizeit und für die Teilnehmer*innen an unserem Wettbewerb welt fair ändern