Special Konfi – Special Olympics

Beim Kirchentag in Nürnberg kommt eine Oldenburgerin mit ihrem Sohn an unseren Konfi-Werkstatt-Stand und fragt, ob wir was zum Thema „Inklusion“ hätten. Bei Ihrem Sohn wäre es ja super gelaufen – er bestätigt das sehr überzeugend und freut sich riesig, dass er konfirmiert ist. Aber eine Bekannte würde sich beklagen, dass es ihrem Kind gar nicht gut geht in der Konfi-Gruppe. Wir reden über Rahmenbedingungen und individuelle Bedarfe. Was alles geklärt werden sollte, damit es eine segensreiche Konfizeit wird. Am Ende nimmt sie einen kleinen Leitfaden zur inklusiven Konfi-Arbeit mit.

Eine putzmuntere Konfi-Gruppe im Ammerland. Mittendrin ein Junge im Rollstuhl mit körperlichen und geistigen Beieinträchtigungen. Er wird regelmäßig von der Mutter oder der Patentante begleitet. Die Pastorin überlegt sich jedes Mal, wie der Junge an Aktionen der Gruppe mitmachen kann. Diese Selbstverständlichkeit der Teilhabe ist ansteckend und macht es den anderen Konfis leichter, ihn in ihrer Mitte zu integrieren.

Für Jan ist eine größere Gruppe gar nichts. Er leidet an motorischer Unruhe und lässt sich leicht ablenken. Einige Versuche, ihn in der „normalen“ Konfizeit mitlaufen zu lassen, scheitern kläglich. Alle sind irgendwie unzufrieden. Jetzt macht der Pastor es anders. Er verabredet sich mit Jan eine halbe Stunde vorher, macht mit ihm einen Spaziergang durchs Dorf und sie reden über Gott und die Welt. Zufrieden geht Jan nach Hause und die Konfi-Gruppe beginnt.

Vom 17.-25. Juni 2023 finden die Special Olympics World Games unter dem Motto #ZusammenUnschlagbar in Berlin statt – und damit erstmals in Deutschland. 7000 Athlet:innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten miteinander in 26 Sportarten an. Ein buntes Fest des Sports für mehr Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung. Wie schön, dass in den Medien und auf vielen Plakatwänden auf die Special Olympics hingewiesen wird. Der Olympiapfarrer der EKD erzählte uns schon vor Monaten von der Riesenbegeisterung bei den Vorbereitungen. Wer gerade in Berlin ist, sollte sich den Besuch der einen oder anderen Veranstaltung nicht entgehen lassen.

Wie schön, dass wir alle so verschieden sind. Wir lernen, uns in unserer Einzigartigkeit und Vielfarbigkeit anzuerkennen. Wir bewegen uns aufeinander zu, um uns zu begegnen und gemeinsam das Leben zu meistern und zu feiern. Klar gibt es noch viel zu tun. Wir machen uns immer weiter auf den Weg. Um Gottes und um unser Menschsein willen, denn: #ZusammenUnschlagbar

Kirchentag in Nürnberg

Viel los in Messehalle 4 Die Konfi-Werkstatt auf dem Kirchentag ist gut besucht. Der Buzzer lädt mit Licht und Ton zum Mitmachen ein. Ein Quiz zur Jugendlichen in der Bibel, ein Bilderrätsel, eine kleine Action-Aufgabe – was darf´s sein?
Teamer:innen informieren sich über neue Materialien, Pastor:innen und Diakon:innen lassen sich beraten und teilen ihre aktuellen Erfahrungen aus der Arbeit mit jungen Menschen mit uns. Infos zur KonApp, zu i-Konf, zur Website konfi-arbeit.de finden immer wieder Interessierte.
Und natürlich kommen „alte Bekannte“ vorbei, die man nur hier auf dem Kirchentag trifft; und sei es ein ehemaliger Jungscharler von vor über 40 Jahren. Wie intensiv und wie schön!

Gleich nebenan ist das Netzwerk KonfiCamps platziert und die große Lego-Lernlandschaft der Bayern.
Der Konfi-Spiele-Workshop im Zentrum Jugend platzt am ersten Tag schon aus allen Nähten. Also wird er spontan ein zweites Mal angeboten.

Unser Eindruck: Konfi-Arbeit ist gefragt und in Zeiten des Wandels ein wichtiger Faktor für die Zukunft der Kirche.

JETZT ist die ZEIT. Sagen der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing und Thorsten Latzel, Präses der Ev. Kirche im Rheinland: Menschen vertrauen, ins Risiko gehen, Mutige anerkennen, Fehler eingestehen und anders weitermachen, Hoffnung als Trotzkraft feiern, das europäische Silicon Valley der Regulation abschaffen, einen kompromissbereiten gemeinsamen europäischen Markt, 15 Trillionen in den nächsten 30 Jahren auf dem öffentlichen Kapitalmarkt für die Grüne Wende bereitstellen.

JETZT ist die ZEIT. Sagt Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats: Nicht in die medial getunte Lagerbildung einstimmen, sondern den immer noch bestehenden Zusammenhalt unserer Gesellschaft mit aller Kraft fördern und persönlich vorleben.

JETZT ist die ZEIT. Sagen die Künstler:innen der Ausstellung Locked out. Wir haben uns nicht weghusten lassen. Im Gegenteil: Wir haben die Feder damals im Shutdown aufgezogen und lassen sie jetzt mit einem Knall los! 

Das Alte trägt das Neue.

Wo finde ich meinen Platz? Eisbrecher*innen. Wohnzimmerkirche. Idee-Café DelVaSt. Umgang mit Widerständen. Orts- oder Neigungsgemeinden?! Wo ist mein Team – wer ist meine Basis? Christliche Lebensgemeinschaft. Offenheit für Veränderungen? Spielraum. Konfi-Event fröhlich und entspannt planen. Beharrungsvermögen von Systemen. Gottesdienste, wie ICH sie mag.

Was machen wir eigentlich hier? 13 Menschen, die sich ehren- und hauptamtlich in Kirche und für den Glauben engagieren – vom 22.-26. Mai 2023 bei schönstem Frühlingswetter. In einer ehemaligen reformierten Kirche in Oosterbierum, einem kleinen Ort in der Nähe von Harlingen ganz im Westen Frieslands; das Meer ist einen Spaziergang nah. Die Kirche ist jetzt offiziell keine Kirche mehr. Sie sieht jetzt aus wie ein großes Loft. Mehrere Couchlandschaften auf verschiedenen Ebenen. Ein langer Holztisch, an dem wir essen, diskutieren, spielen, schreiben, zeichnen. Drei Bäder, fünf Schlafzimmer. Kanzel und Orgelprospekt vis a vis im Raum als Blickfang. Eine große, offene Küche, um morgens Rührei – gespendet von den hauseigenen Zwerghühnern – und abends Drei-Gänge-Menüs zu zaubern.

Was ist der Plan? Auf der Hinreise beim Kloster Ihlow Halt machen und sich mit der Geschichte der 28 Klöster in Friesland beschäftigen, deren gesammelte Spuren hier zusammengetragen wurden. Die beeindruckende Holz-Stahl-Konstruktion, die die Größe der einstigen Klosteranlage erahnen lässt, schenkt uns einen wichtigen Gedanken. Es ist so, wie wenn der auf dem Boden der Klosterkirche gewachsene Baum andeutungsweise das Deckengewölbe stützt: Das Alte trägt das Neue.

Vor Ort in De Kraak van Van Dam steigen wir gleich ein: Wir formulieren unsere persönlichen christlichen Kernbotschaften und verknüpfen sie mit Entdeckungen in und um den Kirchenraum. Bewusst unter Zeitdruck (wir können angesichts der großen Herausforderungen nicht ewig diskutieren) stellen wir uns der Aufgabe: Wir einigen uns auf drei Begriffe, die für uns grundlegend für Kirche sind. Wichtiger als diese Momentaufnahme – „Spiritualität“, „Biblische Hoffnungsgemeinschaft“ etc. – ist die Erfahrung, wie ich mich selbst an solchen Findungsprozessen beteilige und mitgenommen fühle. Am Ende steht die Frage im Raum: An welchen Stellen spiele ich meine „Karten“ aus?!

An Tag zwei hören wir von Erfahrungen aus anderen Landeskirchen, pinnen persönliche und kirchliche Gedankenbaustellen an die Kanzel (siehe Titelbild), beschäftigen uns mit coolen Tools zur Sozialraumorientierung, verfeinern unsere gestalterischen Talente beim Sketchnoting-Blitzkurs und texten mithilfe aller Welt bekannten Melodien liturgische Liedrufe für Taufe, Trauung und Bestattung – dem kleinen grünen Kaktus und dem roten Pferd sein Dank!

Übrigens: An den Abenden kommen weitere Talente und Hobbys zur Entfaltung, sei es beim Rum-Tasting, Karaoke-Singen, Pool-Billiard oder Bienenkunde-Semiar (hier inklusive allerleckerstem Wabenhonig).

„Halte es jederzeit für möglich, Gott zu begegnen!“ Mit diesem Auftrag erkunden wir am dritten Tag mit allen Sinnen die zauberhafte Hafenstadt Harlingen und begegnen der Mutmacherin, dem Teamgeist und dem Knotendurchschlager, die unsere aktuelle Wut aushalten und unserer Sehnsucht nach Veränderung Raum verschaffen. Angeregt sind wir dabei durch die Begegnung mit Nico und Jan aus der lutherischen Gemeinde in Harlingen, die mutmachend von ihren Erfahrungen in einer Freiwilligenkirche berichten.

Risse und Glanz – unter dieser Überschrift beginnen wir Tag vier mit einem Austausch zu Thesen, warum Kirche keine Zukunft hat und welche acht starken Perspektiven dennoch Anlass zur Hoffnung geben: #Kirche hat Zukunft, weil sie nicht Reförmchen am System, sondern die Reform des Systems anstrebt (super Idee, wir fangen gleich an…) Ganz konkret entwickeln wir Praxis-Projekte: Wohnzimmerkirche, Spirituelle Räume, Gottesdienste für Familien. Kreativ geht es weiter mit einer Schreibwerkstatt-Expedition ins Blaue hinein.
Im Anschluss fragen wir: Was ist eigentlich Innovation, sowohl radikal wie auch inkrementell? Was braucht es dafür? Netzwerk, Struktur… .
Wir lernen das House of Change kennen und den Golden Circle oder Start with Why!
Wir feiern Abendmahl, schicken der zeitgleich tagenden Synode der oldenburgischen Kirche unsere ver-rückten Ideen und treffen Verabredungen: Wir unterstützen uns gegenseitig bei geplanten Projekten, inspirieren andere, die leider nicht live mit dabei sein können. Selbstverständlich machen wir weiter: charge ´n change goes on!

Was für eine intensive Zeit. Viel Tiefgang. Nachdenklickeit. Feierlaune. Monatslieder u.a.: Das kleine Vertrauen, Der Himmel bist du, Deinetwegen. Eine feste Burg. Spaziergänge. Fahrradtouren, Dauerläufe am Deich, farbenprächtige Sonnenuntergänge…

Am letzten Tag räumen wir unsere Wohn-Kark und machen auf der Rückfahrt in Groningen halt, um gesammelte Kirchenexponate der Stadt in Augenschein zu nehmen.

Workshop am 2.5.2023 in Osternburg

Wie kann die globale Perspektive in die Konfizeit einbezogen werden? Unter dieser Leitfrage präsentierten drei Fachmenschen der Bildungsarbeit bewährte Bausteine für die Praxis.

Silke Heitmann von der Diakonie Bremen erprobte mit uns einige Stationen von Will leben – Willkommen zum Thema Flucht und Vertreibung.

Frederike Preissner von der Norddeutschen Mission spielte mit uns das Weltverteilungsspiel. Wie verteilen sich die derzeit etwas über 8 Milliarden Menschen auf die Kontinente? Und wie unterschiedlich ist das Bruttoinlandsprodukt? Wie passen die geschätzten Kohlendioxid-Äquivalente dazu?

Einen Actionbound über den durch den Klimawandel bedrohten Inselstaat Tuvalu stellte uns Marius Blümel vor, Referent für Brot für die Welt in der oldenburgischen und der reformierten Kirche. Das Motto lautet: Gemeinsam für Klimagerechtigkeit!

Alle Materialien kann man sich bei den Fachstellen ausleihen, einiges aus dem Netz herunterladen und vieles mit Bordmitteln selbst erstellen.

Die Teilnehmer:innen waren von der Attraktivität der interaktiv gestalteten Lernmöglichkeiten angetan. Und vor allem von der Bereitschaft der Referent:innen, gerne vor Ort mit Konfis, Teamer:innen und in größeren Gemeindezusammenhängen zu diesen und anderen Themen des Globalen Lernens zu arbeiten.

Immer wieder stellt sich natürlich die Frage, wie man mit möglichst wenig Text dennoch Sachkenntnis vermitteln kann – „selbst Gymnasiast:innen wollen nach einem 8-10 Unterrichtsstundentag nicht noch lange Texte lesen“ (Originalzitat).

Mindestens ebenso wichtig ist die Frage, ob ich denn das Thema Globales Lernen in einem immer kompakteren Konfi-Kurs überhaupt noch unterbringe. Hier geht es um Prioritäten. Die beruhigende Ausrede, dass dieses Themenfeld doch schon in der Schule gemacht würde, greift hier etwas zu kurz und geht mancherorts an der Realität vorbei. Nachhaltiges Leben und die Sehnsucht nach einer gerechten Welt gehört doch zur DNA unserer Kirchenkultur. Warum schenken wir fair gehandelten Kaffee in unserer Gemeinde aus? Wieso achten wir darauf, dass bei unseren Festen keine Lebensmittel verschwendet werden? Warum beten wir immer wieder für Hungernde und Verfolgte?

Eine Idee könnte sein, den ganzen Konfi-Kurs auf das Leitmotiv „Wasser zum Leben“ zu konzentrieren, dass sich wie ein roter Faden durch die Konfizeit zieht. Der Klimawandel hat hier mit seinen verheerenden Auswirkungen auf das Überleben ebenso Raum wie die biblisch-christliche Tradition: Geschichten der Bibel, die sich um das Motiv des Brunnens ranken. Der See Genezareth als Kristallisationspunkt des Wirkens Jesu. Die wunderbare Verwandlung von Wasser in Wein auf der Hochzeit zu Kana, zugleich eine Überleitung zum sakramentalen Handeln in Abendmahl und Taufe……….

Mirror Reading, Raumtheorie, Synchronie, Narratologie, Agency, BigS, Doxa-Interpretation, Semeia-Quelle, boundary marker…. – ah ja, klar. Worum geht´s hier noch mal?

Um das Neue Testament natürlich. Endlich mal wieder durch die Bibel-App scrollen und in Windeseile Verse suchen. Das NT Graece von 1985 aufschlagen und das ursprüngliche Wort recherchieren, das Luther so, die Bibel in gerechter Sprache anders übersetzt hat.

Das Pastoralkolleg in Loccum zum Thema „Update NT“ vom 24.-27. April hat sich gelohnt. Die Nachfrage war groß, so dass es als hybrides Format durchgeführt wurde. Es war eine Freude, leidenschaftlich vortragende Professor:innen zu erleben, die mit einer spielerischen Didaktik punkteten, die zum Mitdenken und Miträtseln einlud.

Miträtseln deshalb, weil es trotz intensiver Forschung zum Neuen Testament noch viele ungelöste Fragen gibt. Zum Beispiel, wer denn nun der Lieblingsjünger Jesu gewesen ist. Warum Jesus in Johannes 2 bei der Hochzeit zu Kana etwas unfreundlich zu seiner Mutter Maria „Lass mich in Ruhe“ sagt. Warum es unbedingt Steinkrüge sein müssen, in die Jesus 600 Liter (!!) Wasser einfüllen lässt, um sie in edelsten Wein zu verwandeln. Außerdem wäre da noch die Frage zu klären, ob Wunder nur für „Doofe“ sind und ob letztendlich ein Autorenkollektiv das Johannesevangelium geschrieben hat. Und wann es denn damit endgültig fertig war. Und warum kommt Petrus eigentlich öfters zu spät? Und war ganz am Anfang vielleicht doch nicht das Wort, sondern der Beleg?

Was mir mal wieder mal klar geworden ist: Es lohnt sich, genauer in die biblischen Texte und Überlieferungen einzutauchen. Eben nicht nur ganz galant und bequem Sekundärliteratur zu überfliegen, sondern Ungereimtheiten, Brüche und Positionen selber in Augenschein zu nehmen.

Natürlich frage ich mich in diesem Zusammenhang immer, wie es gelingen kann, den nicht professionellen Bibelforschern dieser Welt ebenfalls Lust zu machen, genauer hineinzuschauen und Entdeckungen zu machen, die ihnen am Ende ganz praktisch was fürs Leben und für den Glauben bringen.

Warum nicht einen Bibliolog oder eine andere spielerische Inszenierung zu Johannes 20 machen. „Du Jünger, den Jesus lieb hatte, warum rennst Du mit Petrus um die Wette zum Grab, gewinnst, und lässt dann doch Petrus vor, um zuerst festzustellen, dass das Grab leer ist?“
Oder zusammen Johannes 21 lesen und den Forschungsauftrag vergeben: „Was kommt uns hier seltsam vor?“ (Zum Beispiel, dass Petrus zwar vor lauter Begeisterung, den Auferstandenen am Ufer zu entdecken, kurzerhand vom Boot ins Wasser springt, um dann doch als Letzter aus dem Wasser zu steigen.)

*An einem der Abende haben wir uns zwei Folgen der erfolgreichen US-amerikanischen Serie (24 Episoden in 3 Staffeln) The Chosen (Die Auserwählten) angeschaut. Das Leben Jesu wird hier durch die Augen derer, die ihm begegnet sind, gezeigt. Ich finde, die Serie ist gut gemacht und eine Option für die Arbeit in der Gemeinde. In mehreren Szenen stellt sich die Frage, ob jetzt die richtige Stunde gekommen ist. Zum Beispiel, ob Petrus wirklich Jesus nachfolgen soll. Oder ob Jesus wirklich für den Erfolg des Hochzeitsfestes in Kana sein Weinwunder vollbringen soll. Petrus Frau antwortet auf den fragenden Blick ihres Mannes genau so wie die Freunde Jesu beim Hochzeitsfest angesichts der Wein-Not: Wenn nicht jetzt, wann dann