Vor ein paar Jahren lernte ich die Religionspädagogische Praxis, abgekürzt RPP, auch Kett-Methode genannt, kennen. Mich faszinierte und berührte diese Art, mit Kindern und Jugendlichen biblische Geschichten zu entdecken, sehr. So absolvierte ich die Ausbildung zur RPP-Multiplikatorin und habe seither viele wunderbare Erfahrungen mit der RPP gemacht.
Ursprünglich wurde die RPP von dem katholischen Pädagogen Franz Kett gemeinsam mit Sr. Esther Kaufmann für den Elementarbereich entwickelt. Für das religionspädagogische Arbeiten mit Kindern, aber auch mit Jugendlichen und Erwachsenen, bietet sie einen einzigartigen ganzheitlichen Ansatz. Ich habe sie in den vergangenen Jahren gern in der Konfirmandenarbeit eingesetzt und war jedes Mal begeistert, wie stark und positiv die Konfirmandinnen und Konfirmanden darauf reagiert haben.
Die einzelnen Einheiten der RPP – die Anschauungen – bestehen aus geschickt in- und miteinander verwobenen, aufeinander aufbauenden Phasen, die die Teilnehmenden behutsam mitnehmen auf den Weg zu einer neuen Begegnung mit der Welt und zu einer intensiveren Gottesbeziehung. Andere Blickwinkel auf das Leben und Zugänge zu biblischen Texten werden eröffnet und so gelingt es der RPP, Menschen aller Altersgruppen anzuregen, die Tiefendimension des Alltäglichen zu entdecken.
Zur RPP gehören vertraute Elemente wie Spiele, Lieder und Tänze; das wesentlichste und faszinierendste Element jedoch sind die gemeinsam gestalteten Bodenbilder in der Kreismitte.
Eine RPP-Einheit zu einem biblischen Text dauert in der Regel 45 bis 60 Minuten.
Jede Einheit strukturiert sich in 4 Phasen:
- die erste Phase ermöglicht den Teilnehmenden, sich in der Gruppe wahrzunehmen und zu einer inneren Ruhe zu finden; zum Beispiel durch Lieder, Tänze, kurze Stilleübungen.
- die zweite Phase führt über die Wahrnehmung einer äußeren Wirklichkeit zur Entdeckung eines (biblischen) Textes; zum Beispiel durch die Betrachtung und sinnliche Wahrnehmung von Wasser, die hinführt zum Jesuswort vom lebendigen Wasser.
- die dritte Phase lädt ein, das Erfahrene und Gehörte mit Legematerial umzusetzen in äußere Bilder und so den inneren Eindruck zu verarbeiten und ihm Ausdruck zu verleihen; etwa, indem die Jugendlichen zum obigen Beispiel ihre Vorstellungen vom lebendigen Wasser mit Legematerial gestalten.
- die vierte Phase deutet das Erfahrene und eröffnet jeder einzelnen Teilnehmerin / jedem einzelnen Teilnehmer Wege, Erlebtes in das eigene Leben zu integrieren und mit dem Zuspruch der Liebe Gottes neu in den Lebensalltag zu gehen; zum Beispiel durch ein individuell zugesprochenes Segenswort.
Die vier Phasen sind in der Praxis nicht hart voneinander abgegrenzt, sondern gehen fließend ineinander über; Elemente der einen Phase tauchen auch in anderen wieder auf. Dennoch bietet die RPP eine deutliche Form, die Halt gibt und die Konzentration auf das Wesentliche fördert.
Die Bodenbilder zum Bibeltext werden mit ansprechendem Legematerial gestaltet. Das können Baumwolltücher, Glassteine, Halbedelsteine, Filzschnüre, Spiegelscherben, Bänder, Chiffontücher oder Naturmaterialien sein. Das Material regt die Phantasie an und ermöglicht den Konfirmand_innen, jenseits von Worten, ihre Sicht auf den Bibeltext und ihren Glauben auszudrücken. So legen sie den Text aus!
Für mich ist die RPP eine sehr gute Möglichkeit, mit Konfirmand_innen biblische Texte – neu – zu entdecken und ich lasse mich immer wieder gern berühren von der Intensität und Konzentration, mit der sie ganz „dabei“ sind!
Wer neugierig geworden ist: im Internet gibt es eine Vielzahl von Material und Informationen zur Religionspädagogischen Praxis. Und auch hier bei kajak-oldenburg.de werden wir weiter dran bleiben!
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