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… und eine Open Access-Version

Seit wenigen Wochen ist das Buch zur dritten bundesweiten Konfi-Studie erschienen. Konfi-Arbeit in und nach der Corona-Pandemie lautet der Titel. Diese Überschrift besagt schon, dass die Ermittlung der Daten für die Studie unter schwierigen Umständen zustande gekommen sind, was die Repräsentativität der Ergebnisse natürlich beeinflusst.
Dennoch lohnt es sich, sich mit der Fülle der aufgeführten Daten und den Schlussfolgerungen, die sich daraus ergeben, zu beschäftigen. Wer ein Buchexemplar bekommen möchte, kann sich gerne an die Konfizeit wenden. Wir haben einige Exemplare vorrätig. Für alle, die digital in das über 325 Seiten starke Werk schauen möchten, bietet sich die kostenfrei zugängliche Open Access-Version an, die auf der Seite konfirmandenarbeit.eu bald heruntergeladen werden kann – gerade gibt es noch technische Probleme.
Erwähnt werden soll an dieser Stelle, dass die Befragung zur aktuellen Studie mit dem digitalen Feedback-Tool i-konf erhoben wurde, dass grundsätzlich für die Rückmeldekultur auf lokaler Ebene entwickelt wurde.

Wichtige Ergebnisse der dritten bundesweiten Studie sind bereits bei einer Tagung im März in Berlin vorgestellt worden. Im Grundsatz ergänzt die Studie die KMU 6, indem die Konfizeit als Schlüsselort der religiösen Sozialisation erkannt wird.

Neben grundsätzlichen Erhebungen im Rahmen der Studienfortschreibung setzt die Studie besondere Akzente. Es wird ein genauerer Blick auf die Konfi-Arbeit unter Corona-Bedingungen geworfen. Digitale Medien mit ihren Potenzialen und Grenzen sind ebenso im Blick wie vertiefte Einblicke in das Lehren und Lernen. Erfahrungsorientierte Konfi-Arbeit wird als Erfolgsmodell bestätigt. Besonders in den Blick werden nicht getaufte Jugendliche genommen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen dennoch für die Konfizeit angemeldet haben. Außerdem gibt es einen Ausblick auf die internationale Studie zur Konfi-Arbeit, die in ein paar Monaten erscheinen wird.

Ausführliche Erträge der dritten bundesweiten Studie können an dieser Stelle nicht angemessen dargestellt werden. Eine knappe Zusammenfassung gab es bereits im März hier auf diesem Blog: https://www.kajak-oldenburg.de/fun-friends-faith/2024/03/

In diesen Woche ist es wieder soweit. Wir sollten lieber sagen: In diesen Wochen und bis in den Herbst hinein ist es wieder soweit. Landauf und landab wird Konfirmation gefeiert. Mit viel Engagement und Phantasie seitens der Kirchengemeinden. Und mit ganz unterschiedlichen Erwartungen und Hoffnungen der Konfirmandinnen und Konfirmanden.

Frisch erschienen ist die Dissertation Jugendliche und ihre Konfirmation von Dr. Anne Polster, Pfarrerin im Kanton Zürich. Nach vielen empirischen Befunden und grundlegenden Überlegungen zur Kasualie wird am Ende in zehn Thesen zur Gestaltung von Konfizeit und Konfirmation dieser Prozess als Empowerment gedeutet. Das lohnt sich zu lesen und noch mehr, für die eigene Praxis zu bedenken.

Wenn die Taufe als Wurzelgrund der Konfirmation als Herrschaftswechsel gedeutet wird, zielt die Konfirmation auf eine Selbstbestimmtheit, die in der Gottesbeziehung verankert ist.
Es geht um Perspektivwechsel, stärkende Inhalte, Gemeinschaft, Partizipation, ein kontextuell offenes didaktisches Konzept, Inklusion,, Identitätsentwicklung, Orientierung in der Vielfalt der Lebensoptionen, Sprachfähigkeit in Glaubensfragen und eine zukunftsfähige Gestalt der Konfizeit.

Es tut gut, gerade in Zeiten, in denen wir die Konfirmation aufgrund der aktuellen Corona-Bedingungen nur sehr eingeschränkt als Fest feiern können, diese Potenziale vor Augen geführt zu bekommen.

Anne Polster, Jugendliche und ihre Konfirmation. Theologische Diskurse – empirische Befunde – konzeptionelle Erwägungen, Stuttgart 2021, 39 €, eBook 34,99 €

„Nahezu alle Jugendlichen rechnen damit, künftig mit Corona oder anderen Viren leben und sich an neue Hygienestandards gewöhnen zu müssen.“

Auch die Zukunft nach Corona haben die Forscher des Sinus-Institutes in ihrer aktuellen qualitativen Studie erfragt. Das war zwar schon im Mai diesen Jahres, aber es spiegelt schon „damals“ eine realistische Einschätzung der Lebenssituation morgen und übermorgen wider.

Es lohnt sich, sich das alle vier Jahre erscheinende Werk genauer unter die Lupe zu nehmen. Es finden sich wie gewohnt ausführliche Beschreibungen der Lebenswelten Jugendlicher im Alter von 14-17 Jahren. Traditionell-Bürgerliche, Expeditive und alle anderen werden mit Originalzitaten, Jugendzimmerfotos, Illustrationen aus Hausarbeitsheften, Werteuniversen, Piktogrammen und Grafiken sehr anschaulich vor Augen geführt.
Nein, ich finde, hier werden keine Klischees festgeschrieben und in Schubladen gedacht, sondern sehr differenzierte Erkenntnisse vermittelt und ein aktueller Überblick über die vielfältigen Ansichten junger Menschen ermöglicht.

Spezielle Kapitel beschäftigen sich mit dem Alltags(er)leben, der Berufswahl (hier wird z.B. auch gefragt, was Jugendliche über Kirche als potenzielle Arbeitgeberin denken), dem Wohlbefinden und der Partizipation in der Schule, der Gesundheit, dem Sport und – in dieser Studie besonders ausführlich – der Politik.

Am Ende vieler detaillierter Einsichten zieht die Studie das Fazit:

  1. Viele Jugendliche sind heute ernst und problembewusst.
  2. Sicherheit, Halt und Geborgenheit sind für die meisten wichtiger als Aus- und Umbrüche. Soziale Werte und Vorbilder gewinnen an Bedeutung.
  3. Die negativen Folgen der Individualisierung treten stärker ins Bewusstsein.
  4. Die Jugend fühlt sich zu wenig gehört und nicht ernst genommen.

Allein über diese vier Sätze könnte es sich lohnen, zu diskutieren und eigene Wahrnehmungen auszutauschen.

Das 623 Seiten starke Buch
Marc Calmbach u.a., Wie ticken Jugendliche? 2020. Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland, Bonn 2020
ist gerade vergriffen, wird aber gerade wieder aufgelegt und ist über die Bundeszentrale für politische Bildung für 4,50 € zu beziehen; das digitale Exemplar steht dort kostenfrei zum Download bereit.