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Was den Glauben der Menschen prägt

Die neue Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) bestätigt, was viele schon lange beobachten: Religiöse Sozialisation findet längst nicht mehr nur in der Familie statt. Kirchliche Angebote für junge Menschen und Religionsunterricht leisten einen wichtigen Beitrag.

Auf die Frage, wer wesentlichen Einfluss auf die spätere Einstellung zu religiösen Themen gehabt hat, antworten 70 % der Evangelischen: Die Konfirmation bzw. die Konfizeit. Mit 64 % steht die Mutter an zweiter Stelle, gefolgt vom Religionsunterricht mit 45 %, dem Vater (40 %) und der kirchlichen Jugendgruppe (36 %). Wer konfirmiert ist, tritt zudem deutlich seltener aus der Kirche aus als Nichtkonfirmierte.

Es lohnt sich also, die Qualität der kirchlichen Angebote ständig weiterzuentwickeln. Herausfordernd bleibt es, das Interesse an der Teilnahme immer wieder neu zu wecken. Frühzeitig gute Kontaktmöglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, die nicht in der Familie religiös sozialisiert werden, ist auch künftig eine wichtige Aufgabe für kirchliche Organisationen.

Dazu passt, dass derzeit die Ergebnisse der dritten bundesweiten Konfi-Studie ausgewertet werden. Gerade ist in Wittenberg mit dem Forum Konfi-Arbeit eine Tagung zu Ende gegangen, auf der erste Ergebnisse vorgestellt wurden. Dazu auch an dieser Stelle später mehr.

Die Glocken laden um 9 Uhr zum Gottesdienst. Und um 10 Uhr… und um 11 Uhr….
Der September 2020 ist voller Konfirmationen. Eine Kollegin berichtet, dass es allein bei ihr 15 sind. Viele Einzelkonfirmationen, maximal drei Konfis mit ihren nächsten Angehörigen. Das kleine Gemeindezentrum wird zum Rahmen für eine wohnortnahe Familienfeier. Tut es nicht gerade gut, in solchen verunsicherten Zeiten den Segen für die weitere Lebensreise so persönlich und individuell zugesprochen zu bekommen?
Ok, manche werden die Gelegenheit nutzen, sich als Familie stilvoll zu inszenieren – ich hatte diesen Gedanken angesichts einer GartenKonfirmation. Nicht jede Familie ist da so geübt und war vielleicht bisher immer froh, wenn im größeren Rahmen Gottesdienst mit Vielen gefeiert wurde – ein fröhliches Event, bei dem alle irgendwie gleich und einmalig vorkamen.

Auf jeden Fall geben sich alle Beteiligten viel Mühe, dass die Feier der Konfirmation gelingt und trotz Corona den besonderen Abschluss der Konfizeit bildet. Fragen, wie denn der Segen „technisch“ erteilt wird (Pastor*in spricht ohne Maske mit Abstand, Angehörige*r legt die Hände auf (oder fast auf)) oder was ein angemessener Konfirmationsort ist oder gar, wie denn diese Konfirmation ins Kirchenbuch eingetragen werden, sind dann die liturgisch-organisatorischen Feinheiten.

Was mir in diesem Jahr fehlt: Da ich familiär keine Konfirmation feiern kann und ein fröhliches Mitfeiern in einem der vielen Konfirmationsgottesdiensten durch die Teilnahmekontingente nicht möglich ist, lebe ich von all den medialen und persönlichen Berichten, die mich erreichen. Und nicht nur meine Kollegin mit den 15 Konfirmationen, sondern auch Familien erzählen: Es war anders, aber auch schön – und segensreich ja sowieso!

„Eine Familie zu sein bedeutet lieben und geliebt zu werden und ein Team zu sein für immer“.
Ist das mein persönliches Familien-Bild? Oder lasse ich mich von den Patchwork-Familien-Bildern aus der biblischen Tradition anregen?

Bei der Impulswerkstatt „Familie im Angebot“ am 22. Mai ging es den zwölf Ehrenamtlichen, Diakon*innen, Vikar*innen und Pastor*innen darum, sich auf dem Hintergrund eigener Erfahrungen für die Arbeit mit Familien in der Kirche inspirieren zu lassen. Und auf der Suche zu sein nach Menschen, die Lust haben, neu, mutig und einladend auf Menschen zuzugehen, die uns in unserer Kirche nicht mehr selbstverständlich über den Weg laufen. Zugleich war es ein Forum, um gelungene Projekte aus der Gemeinde- und Jugendarbeit in die Mitte zu legen und zum Nachmachen und Weiterdenken zu werben.

Ein ganze Landschaft von Anlässen, Orten und Formen, die uns in Kontakt mit Familien bringen, lag schließlich in der Mitte. Als anregende Zutaten wurden Rezepte und Ideen ausgebreitet, die anderorts erfolg- und segensreich gelungen sind. Es ging um Taufbriefe, „Willkommen in Gottes Welt“, Familien-Kirchen-Konzepte, Messy-Church, Kinderbibelwochen, Konfi-Eltern-Projekte „Meine Kind macht Konfi-und was mache ich?“, Konfi 3, Familienentlastende Angebote …. und nicht zuletzt um ein religionspädagogisches Gesamtkonzept für die Arbeit mit Familien, Kindern, Konfis und Jugendlichen.

Nach all der Suche, der Fülle von Angeboten und anregenden Impulsen hatte jede und jeder der Teilnehmenden reichlich Gedanken, Lesetipps und Materialien für den Heimweg im Gepäck. Die Familien wird es freuen!

Veranstaltet wurde die Impulswerkstatt von Eva Brunken, der Referentin im Landesjugendpfarramt für Kindergottesdienst und Matthias Hempel von der Pfarrstelle für Konfi-Zeit.