„Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint.…“ – Vor elf Jahren hat die Gruppe Silbermond das Lied „Irgendwas bleibt“ herausgebracht. Und der Text (einfach mal reinhören) ist aktuell – egal, welchen Musikgeschmack man haben mag.
Die Liedzeile kommt mir in diesen Tagen in den Sinn, weil in vielen Zusammenhängen das Thema „Sicherheit“ aufploppt.
Das trifft natürlich auf die Gestaltung der Konfizeit zu. Jetzt, wo die Konfi-Gruppen sich langsam wieder treffen, wird es konkret. Fragen tauchen auf:
Was geht wirklich? Welche Spiele trauen wir uns zu? Wie verträgt sich die Freiheit ohne Kontaktbeschränkung mit den Hygieneregeln unseres Gemeindehauses? Welches Vertrauen haben die Eltern in unsere Durchführungsplanung? Werden sich die wilden Konfis auch an unsere Regeln halten? Wie verbindlich können wir mit der Anwesenheit der Jugendlichen rechnen? Und, und, und….
Gemeindekirchenräte und die bestellten Verantwortlichen für die Konfizeit fragen, ob und wie es zu verantworten ist, die wieder anlaufende Gruppenarbeit mit Konfis durchzuführen. Wir wollen ja als Kirche nichts falsch machen und auf keinen Fall bei uns eine Corona-Infektion übertragen. Welches Risiko gehen wir ein, wenn wir aus der Sehnsucht nach Gemeinschaft die Türen im zu weit aufmachen? Nicht alles, was erlaubt ist, ist ratsam.
Im Gegensatz zur Wirtschaft, die ihre Interessen aus der Sorge um das Überleben von Betrieben längst durchgesetzt hat, haben wir ja in der Tat mehr Spielräume.
Unsere persönliche Verantwortung ist gefragt. Als Christenmenschen und als Vertreter*innen einer vertrauenswürdigen Institution. Das ist für unser evangelisches Selbstverständnis ja gar keine Frage. Aber gerade, weil so viele Unsicherheiten herrschen, wünschen sich manche klare Ansagen und jemanden, der „richtig“ entscheidet. Und dann auch die Verantwortung trägt…
Mir helfen viele kleine Begegnungen und Gespräche, mir selbst darüber klar zu werden, wie ich mich im persönlichen Umgang verhalte, aber auch vor allem im dienstlichen Zusammenhang verantwortlich vorschlagen darf und sollte. Ein kleiner Zweifel bleibt: Ob ich richtig liege, kann ich ja womöglich gar nicht beurteilen.
Weil ich gerade mitten drin stecke in so einem gemeindlichen Klärungsprozess, wünsche ich allen, die jetzt über einen guten Weg der Konfizeit diskutieren, einen klaren Verstand und eine miteinander verantwortbare Risikobereitschaft.
Ganz spontan fallen mir weitere aktuelle Denk- und Handlungsfragen zum Thema „Sicherheit“ ein:
– Wie sieht ein gutes kirchengemeindliches Schutzkonzept für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus? (Die Basissensibilisierung der Pastor*innen durchläuft ja gerade alle Pfarrkonvente). Wie sagte der Referent vom Kinderschutzzentrum: „Wir können Risiken minimieren, aber nie ganz vermeiden…. Wir müssen die Einzelfälle in den Blick nehmen, um den Freiheitsraum zu behalten.“
– Offene Kirchen als Ort des persönlichen Gebets über den Tag bergen das Risiko des Vandalismus – ganz aktuell der „Fall“ des Kreuzes in der Ansgari-Kirche in Oldenburg. Gehen wir das Risiko ein oder schließen wir unsere Türen – dann aber auch für die, die sie im Alltag als besonderen Ort brauchen.
– Es ist gut und wichtig, wenn sich Eltern an den Bildungsorten ihrer Kinder engagieren und Verantwortung übernehmen. So schön das partnerschaftlich ausbalancierte Miteinander aller Beteiligten ist, bleibt die Frage: Wie gelingt die rechtssichere Leitung eines ehrenamtlich geführten Schulvereins?
– Eine gesellschaftspolitische Frage für Europa mit all seinen infrastrukturellen Sicherheitsnetzen lautet: Wie gelingt es uns, Menschen, die auf der Flucht sind, Sicherheit, Perspektiven und Hoffnung zu geben? Können wir es überhaupt verantworten, Menschen in Not ihrem Schicksal zu überlassen?
– Wie wägen wir die erhöhte Sicherheit im Straßenverkehr durch ein Tempolimit ab gegen die Freiheit des Bürgers, auf Autobahnen mit vielen Pferdestärken gerne auch über 130 km/h fahren zu wollen?
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