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Konfi-Kompass-Studientag in der Jugendkirche Osnabrück

Geht doch gar nicht, oder? Traditionen sind doch geronnene Erlebnisse von früher. Irgendwann haben sich Leute darauf verständigt, Dinge so und so zu gestalten – Gottesdienste zum Beispiel – und so und so als Gemeinschaft miteinander zu glauben – Gottesvorstellungen zum Beispiel.
Wie kann ein junger Mensch von heute begreifen, dass unsere kirchlichen Traditionen für ihr bzw. sein Leben von Bedeutung ist?

Bestimmt nicht so, indem wir Vorträge darüber halten, was und wie Kirche glaubt. Menschen sind halt keine Gegenstände, in die wir etwas hineinfüllen können – Wissen über den Glauben zum Beispiel. Dann müssten wir ja nur darauf achten, dass das Maß nicht zu voll wird.
Lebendige Wesen begreifen und lernen, indem sie mit ihrem Körper, ihren Gefühlen und ihrem Verstand selbst etwas erleben und darüber ins Nachsinnen und ins Gespräch kommen.

Wie kann es gelingen, individuelle Zugänge zu traditionellen Themen zu bekommen? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Teilnehmer:innen des dritten Studientages der Langzeitfortbildung Konfi-Kompass am 15. März in der Jugendkirche der Reformierten Kirche in Osnabrück.

Ausgangspunkt war der Ansatz des Indiviuellen Symbolisierens im Rahmen einer subjektorientierten Religionspädagogik nach Gundula Rosenow. Vereinfacht zusammengefasst geht es darum, dass Jugendliche sich an persönliche Erlebnisse erinnern und diese in Sprache fassen (oder auch mit anderen Sinnen zum Ausdruck bringen): „Notiere in einem Satz eine Situation, in der du dir gesagt hast: Das Leben ist schön!“ Die eigenen Sprachversuche werden sortiert, etwas angepasst und dann als gemeinsames „Gedicht“ vorgetragen – ohne Anrede und Schlusswort oder auch mit („Gott, ich danke dir“, „Amen“). In einem dritten Schritt kommt es zu einer Begegnung mit einer tradierten Erfahrung als religiöses Deutungsangebot – in diesem Fall wären das Lob- oder Dank-Psalmen in der Bibel. So wie die Gruppe gerade lebensschöne Erfahrungen zusammengefasst hat, so war das damals auch. Wie wunderbar, dass sie aufgehoben worden sind und uns heute als Schatz zur Verfügung stehen.

Anhand der Vielfalt der Dreiecks-Gestaltung, der verschiedenen Leserichtungen und der Erweiterbarkeit der zusammengelegten Figur zogen wir Schlussfolgerungen bezüglich unserer Gottesvorstellungen. In Tandems machten sich die Teilnehmer:innen dann ans Werk, traditionelle Themen unter dem Motto „Hart, aber wichtig!“ für ein Konfi-Treffen zu entwickeln, bei dem die Lebenswelt der Konfis mit ins Spiel gebracht wird. „Trinität“, „Glaubensbekenntnis“, „Himmel und Hölle“, „Christliches Menschenbild: Gut und Böse“ und „Gottesdienst“ wurden ausgewählt und Ideen für die Umsetzung entwickelt.
Die Konfis aus den Gemeinden der Konfi-Kompass-Tandems dürfen sich freuen…

Langzeitfortbildung Konfizeit

Drei Tage auf der Insel. Weite Horizonte. Irgendwie raus aus dem Alltag der Gemeinde. Und doch mit dem Thema mittendrin. Mit 16 Teilnehmer:innen aus vier Landeskirchen startete die Langzeitfortbildung Konfi-Kompass vom 19.-21. September im Haus Meedland auf der Nordseeinsel Langeoog. Die Reformierte, die Bremische und die Oldenburgische Kirche haben sich das ausgedacht. Ziel ist es, Engagierten in der Konfizeit ins Gespräch über Konzepte, Themen und Inhalte eines wichtigen kirchlichen Bildungsangebotes zu bringen. Eine Lerngemeinschaft aus Ehrenamtlichen, Diakon:innen und Pastor:innen. Bis zum Sommer 2023 gibt es weitere fünf Studientage und ergänzende Online-Formate, die dem kontinuierlichen Erwerb von Kompetenzen und dem kollegialen Austausch dienen.

Die Tage auf Langeoog starteten mit Willkommen auf Konfi-Island. In kleinen Gruppen wurden am Strand Konfi-Landschaften als kreative Standortbestimmung in Szene gesetzt. „Mehr als Du denkst!“ als Motto einer Fotoserie konnte anschließend ebenso präsentiert werden wie spannende und konfifreundliche Video-Filme oder ein mit Strandgutbodenbild garniertes Bodenbild.

Der Abend gehörte der Erprobung eines Bausteins aus dem aktuellen KU-Praxis-Heft 67 Hoffnung… von guten Mächten (Vorstellung demnächst an dieser Stelle), der Fachzeitschrift für die Konfi-Arbeit. Mit dem Titel #Ökocity – Komm, bau ein Haus! verbindet sich die spielerische Erarbeitung von Biographien von Menschen, deren Ideen die Welt zum Guten verändert haben. Zukunftsweisende Hashtags wie #wirkreuzenauf oder #highwaysforfuture bringen Licht ins Dunkel.

Am Weltkindertag wurden unter der Leitfrage „Wie können Jugendliche an die religiöse Dimension ihres Lebens herangeführt werden?“ die mannigfaltigen (Was, so viele gibt es?!) religionspädagogischen Ansätze der letzten Jahrzehnte miteinander in Diskussionen verwickelt. Am Nachmittag wurden die Ansätze für die eigene Arbeit im Hinblick auf eine zukunftsfähige Konfi-Arbeit fruchtbar gemacht. Dann folgte ein Überblick über die Vielfalt von Methoden für eine abwechslungsreiche Arbeit mit Jugendlichen. Demnächst auf einem der Studientage wird sich hierzu dann das Methoden-Karussell drehen.
Und abends, weil es so praxisnah gut tut, wieder ein Baustein, dieses Mal aus KU-Praxis 64 Leben und Tod zum Thema Nicht nichts oder Was suchst du den Lebenden bei den Toten? Das subjektive Erleben von Jugendlichen ist der Ausgangspunkt, um über Gefühle und Gedanken jenseits der Ausweglosigkeit nachzudenken. Die Hoffnung, dass am Ende „nicht nichts“ bleibt, findet in Bildern, Skulpturen und Inszenierungen einen persönlichen Ausdruck.

Der Mittwochvormittag gehörte der Planung der Studientage. Die Gruppe einigte sich auf Themen, die auf jeden Fall vorkommen sollten. Konzeptionsentwicklung zum Beispiel oder Singen mit Konfis oder die Frage nach Inhalten und Themen inklusive einer sinn- und lustvollen Beschäftigung mit der kirchlichen Tradition. Zum Abschluss gab es nach einer Insel-Verortung der momentanen Konfi-Arbeit-Gefühlslage – sei es beim Leuchturm, in der Eisdiele, am Strand, bei den Umkleidekabinen oder im Rettungsboot (siehe Titelbild) ein Suppen-Feedback.

Nicht unerwähnt bleiben die Andachten in der schönen Kapelle, das großartige Zwei-Personen-Spontan-Orchester, die vielen Warm-Ups und Energizer aus den Reihen der bewegungsfröhlichen Teilnehmer:innen, spätabendliche Kneipenvergnügungen und Strandspaziergänge zu allen Tages- und Nachtzeiten mit Sternenhimmelblick. Und das zunächst aprilig-wechselhafte Wetter wurde im Laufe der Zeit immer himmelblau-wärmer.
Nicht zuletzt bot uns unsere Insel-Herberge einen tollen Rahmen, eine gute Versorgung und großräumige Zimmer – vielen Dank!