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In vielen Konfi-Modellen gibt es neben regelmäßigen Treffen, Freizeiten, Aktionen auch eine mehr oder minder lange Projektphase. Konfis dürfen sich in gemeindlichen, diakonischen und anderen Handlungsfelder ausprobieren. Sie lernen die Vielfalt von Kirche und Diakonie kennen und begegnen Menschen, die sich aufgrund ihres Glaubens und Christseins engagieren.

Ich muss gestehen, dass ich in meiner Zeit als Gemeindepfarrer nicht immer so kreativ war, um für die Konfis abwechslungsreiche und spannende Projekte zu finden bzw. zu organisieren.
Das Praktikum im Kindergarten war ja meistens für die Konfis vergnüglich – allerdings nicht immer für die Erzieherinnen, die sich auch mal bei mir beschwerten, dass die Praktikant:innen sich als zusätzliche Herausforderung in ihrem ohnehin schon gestressten Kita-Alltag erwiesen haben. Der Besuch im Altenheim war immer so eine kleine Black-Box: Mal passte es super und die Senior:innen verstanden sich super mit den Jugendlichen und umgekehrt genauso. Aber es konnte auch mal ziemlich anstrengend und mühsam für beide Seiten sein.

Wirklich beeindruckt bin ich derzeit von der Fülle von Projekten, die die Konfizeit-Region Delmenhorst und Stuhr-Varrel ausgetüftelt hat. Sage und schreibe 38 Projekte werden den ca. 120 Konfis angeboten. Die Palette reicht von Anpacken (Bau einer Trockenmauer, Herbstputz…) über Gemeinschaft (Adventsbesuche, Kirchenkino, Mithilfe bei der Gruppe Ziemlich beste Freunde…) und Gottesdienst (Familiengottesdienst, Laternenfest, Taizé-Gottesdienst…) und Kreativität (Plottern zum Advent, Kekse backen, Upcycling…) bis hin zu Musik&Kunst (Neues Kirchenbanner, Mini-Musical…) und Sozialem Engagement (Einblicke in die Welt von wohnungslosen Menschen, Konfis backen Brot für die Welt…).

Bis Ende September konnten die Konfis online über ein Anmelde-Portal die Projekte ankreuzen, auf die sie Lust und für die sie Zeit haben inklusive eines Lieblingsprojekts. Alle Projekte werden detailliert beschrieben, so dass die Konfis wissen, worauf sie sich einlassen. Nach den Herbstferien wird den Konfis dann mitgeteilt, bei welchen Projekten sie dabei sind – insgesamt muss jede:r Konfi Projekte im Wert von 3 Punkten von Anfang November bis zum Jahresende absolvieren.

Um so viele Projekte anbieten zu können, bedarf es natürlich einer guten Planung. Rechtzeitig müssen Ehrenamtliche angesprochen und für die Projektphase gewonnen werden. Verbindlichkeit der Konfis bei der Teilnahme muss verabredet werden. Die Wahl-Wünsche müssen möglichst gerecht auf die Angebote verteilt werden. Und sicher braucht es eine gute Feedback-Kultur sowohl seitens der Anbieter:innen wie auch der Konfis (Hat alles geklappt? Wie hat es gefallen? Was müsste beim nächsten Mal besser laufen?). Dann wird das ganze eine runde Sache.

Noch bis zum 25. September läuft die Documenta 15 in Kassel. Das Künstlerkollektiv Ruangrupa aus Indonesien, das die aktuelle Weltkunstausstellung kuratiert, setzt auf Vielstimmigkeit und Miteinander. Ein zentraler Begriff ist dabei „Lumbung“. Im ursprünglichen Sinn bezeichnet er eine Reisscheune, in der Bauern ihre Ernteüberschüsse einlagern, um sie mit der Gemeinschaft zu teilen. Von Ruangrupa wird er verstanden als undogmatisches, pragmatisches Teilen von Budgets, Entscheidungen und Ressourcen und das gemeinsame Arbeiten in Netzwerken und Gruppen. Dabei geht es humorvoll, großzügig, transparent und genügsam und lokal verankert zu.

Mir gefällt dieser Ansatz sehr gut. Und ich dachte während meines Besuchs der vielen Ausstellungsorte der sehr unterschiedlichen Kollektive, vielleicht sollten wir unsere Konfi- und Jugendarbeit noch mehr lumbung-like gestalten. Wir neigen ja dazu, noch sehr oft in Kirche in Ressorts und Zuständigkeiten zu denken. Was ist meins und was ist deins. Ich erlebe das an vielen Stellen als sehr mühsam. Es muss doch alles seine Ordnung haben. Wo kämen wir denn hin…
Und so ringen wir manchmal sehr zäh darum, wer auf welcher Ebene wem was zu sagen hat (oder ob ich mir überhaupt von jemandem was sagen lasse), was ich mir auf keinen Fall bieten lasse und achten sorgsam darauf, dass alte Traditionen und Gewohnheiten beachtet werden. Wahlweise ist der oder die andere schuld, wenn das Projekt nicht so läuft. Fehlerfreundliches und herzliches Vergeben fällt uns schwer. Und vergessen geht irgendwie gar nicht.
Ich wünsche mir für das Miteinander der Professionen und Menschen in der Konfi- und Jugendarbeit noch mehr Mut, alte Wege zügig zu verlassen und auszuprobieren, was geht. Hey, Du kannst das und hast Lust dazu?! Dann nur zu. Meine Unterstützung hast Du.

Klar, ich gebe zu: So kollektiv locker zu lassen und entspannt miteinander kreativ zu werden, ist eben auch eine Kunst für sich.
Aber es lohnt sich um der Kinder und Jugendlichen willen, wenn die Engagierten im Team sich als gute „Sobat-Sobat“ (die Besucher:innen-Guides der Documenta), als Freund:innen und Begleiter:innen erweisen.
Und am Ende des Weges gehen wir zum „Nongkrong“, dem gemeinsamen, ungezwungenen Abhängen über. Am besten im „Warung Kopi“ (Straßencafé) als sozialem Knotenpunkt. Kommunikation als künstlerische Praxis.

Zum Titelbild: Die Brücke über das ehemalige Bootshaus beim Bootsverleih Ahoi an der Fulda haben Schulkinder der Unterneustädter Schule gemeinsam mit dem spanischen Kollektiv Recetas Urbanas vorwiegend aus Europaletten, Holzstämmen, ausrangierten Schultischen und Kirchenbänken konstruiert. Sprüche wie „friedlich und freundlich sein“, „habe gute Laune“ etc. sind auf Stufen und Balken gekritzelt. Nach der Documenta wird die Brücke verfrachtet und auf dem Schulhof weiter für kreative Pausengestaltung sorgen.

Übrigens: Es ist angesichts der Begegnung des kollektiven Denkens mit den etablierten Institutionen der Documenta-Gesellschaft kein Wunder, dass es sowohl auf dem Weg wie auch während der Ausstellung immer wieder zu Konflikten gekommen ist und sicher auch noch kommen wird. Die Diskussion über den Antisemitismusskandal ist da sicher nur das prominenteste Beispiel. Ich persönlich habe gestaunt über die unendliche Fülle der vom indonesischen Kollektiv Taring Padi über Jahrzehnte hinweg gestalteten Antikapitalismus-Szenarien. Bei Betrachten der großflächiger Bilder im ehemaligen Hallenbad-Ost kam mir der Gedanke, dass sich an vielen Stellen viele Menschen getroffen fühlen können.

JETZT NOCH ANMELDEN

Ganz so wild wie bei einer Party auf dem Tempelhofer Feld wird es nicht werden. Dort sprangen die vielen Gäste gemeinsam so fest auf, dass in einigen Kilometern Entfernung noch die Gläser wackelten.

Aber es ist schön, dass nach Zeiten des Verzichts endlich wieder größere Events stattfinden können. Oder vornehmer: Kulturelle Großveranstaltungen.
Natürlich wird es unter den aktuellen coronalen Bedingung besonders respektvoll und achtsam zugehen.
Der Spielmarkt in Rastede und das Spielpädgogische Forum gehen in diesem Jahr am Samstag, 2. Juli von 10-18 Uhr in die vierte Runde.
Klar, dass auch die Konfizeit wieder als Kooperationspartner mit dabei ist

„Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr“, so sagte es einst Platon. Spielen erweitert den Horizont, ermöglicht Begegnungen, schafft Freiräume und gestattet Lebensfreude und Lebendigkeit. Fehler machen ist erlaubt und diese bleiben folgenlos. Eigene Ressourcen können entdeckt werden und wir schnuppern am verlorengegangenen Paradies der kindlichen Freiheit.
Der Spielmarkt lädt alle spielbegeisterten Menschen ein, sich einen Tag lang dem Spiel zu widmen. Workshops, Aktionen, Spielstände, Aufführungen und Musik bieten die Möglichkeit zum Mitmachen. Wir verstehen unter dem Begriff „Spiel“ alle Aktivitäten, die uns in Kontakt mit uns und anderen bringen. Die Bandbreite der Angebote reicht vom Theaterspiel, spielpädagogischen Elementen, über kreative und künstlerische Ausdrucksformen bis hin zu Brett- oder Materialspielen. 

Fachleute, Initiativen, Vereine und Gruppen stellen ihre Konzepte, Praxisideen und Ansätze vor. Der „Markt der Möglichkeiten“ bietet spielpädagogische Materialien, Bücher und Spiele an. Hier kann jeder stöbern, ausprobieren, sich informieren und an Spielaktionen teilnehmen. Eingeladen sind alle, die ehrenamtlich oder hauptamtlich mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen arbeiten, in der Bildungsarbeit tätig sind, im Studium oder sich in der Ausbildung zum Erzieher/zur Erzieherin befinden und alle Spielinteressierten. 

Noch kann man sich bis zum 20. Juni anmelden – vielleicht ja auch ein paar Tage länger….
https://hvhs.de/suche.php?begriff=spielmarkt

Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. In kurzer Zeit entdecke ich auf meiner dreimonatigen Pilgerreise viele verschiedene Kirchenräume. Wie schön, dass viele Kirchen verlässlich geöffnet sind – dahinter steckt immer organisatorische Mühe und das Vertrauen in die Besucher:innen.
Meistens bin ich ganz allein, manchmal gibt es freundliche Ehrenamtliche, die mir die Besonderheit ihres Gotteshauses nahebringen.

Auf den ersten Blick sieht man, wenn das Kircheninnere liebevoll und einladend gestaltet ist.
In einer Kirche halte ich mich aufgrund des grauseligen Wetters draußen über eine Stunde auf und hoffe, dass nicht alle meine Kleidertrocknungsübungen per Video festgehalten werden. Obwohl mir viele Gegenstände und die sakrale Symbolsprache vertraut sind, sehe ich vieles auf neue Weise. Alte Schriften und moderne – ok manchmal auch etwas angestaubte – Info-Tafeln bringen mir die Schätze des Ortes näher. Mal gibt es dramatische Baugeschichten oder Berichte über religiöse Beheimatung zu lesen. Ich vertiefe mich ausführlich in einzelne Betrachtungen oder lasse das große Ganze auf mich wirken. Beim nachträglichen Sortieren der Fotos kommt mir die Fülle der Eindrücke wieder in den Sinn.

Was könnten wir nicht alles allein anhand der Kirchenräume einschließlich der umliegenden Gebäude und Grundstücksanlagen über den Glauben vieler Generationen lernen? Die Kirchenraumpädagogik hat dieses weite Feld in den letzten Jahrzehnten ausführlich erschlossen. Und viele Gemeinden haben die vorhandenen Möglichkeiten erkannt und nutzen sie. Mit kleinen Kunstausstellungen, Einladungen zum Mitgestalten, Impulsen zum Nachdenken wird das Vorhandene ergänzt und denen Unterstützung angeboten, denen sich nicht gleich selbst der Ort mit seinen Botschaften erschließt. Wäre mal einen Versuch wert: ein ganzer Konfikurs in und um den Kirchenraum herum.

Was die Kirche alles „zu bieten“ hat, zeigt in Ausschnitten die Bildergalerie