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Was fällt Dir dazu ein? Denkst Du an jungen Menschen in Deiner Familie und im Freundeskreis? An Jugendliche aus Deiner Gemeinde oder Deinem Verein? Vielleicht erinnerst Du Dich auch an Deine eigene Jugendzeit – selbst wenn die viele Jahre zurück liegt, sind die eigenen Erfahrungen wirkmächtig in Bezug auf das gegenwärtige Handeln.

Die Frage lädt dazu ein, sich auf die Perspektive von jungen Menschen einzulassen. Zum Glück gibt es viele Studien, die uns helfen, nicht nur unsere persönlichen Erfahrungen oder auch Einstellungen zum Maßstab zu machen. Die Shell-Studie, die JIM-Studie und für den kirchlichen Zusammenhang die KMU VI und die dritte bundesweite Konfi-Studie liefern neben vielen weiteren Befragungen erhellende Erkenntnisse.

Natürlich ist die Altersspanne nicht ganz zufällig gewählt. Die allermeisten Konfis sind in diesem Alter. Der Pfarrkonvent des Kirchenkreises Ammerland hat sich am 5.2. deshalb auch mit dieser Frage beschäftigt. Die Zeit für diese Frage war im Rahmen des Themas „Lust auf Konfizeit!? Zahlen und Fakten – Erfolge feiern – Was brauchen Konfis?“ natürlich begrenzt. Ich fand es gut, dass viele Stichworte genannt wurden, die darauf zielen, die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen aufzunehmen und zu gestalten. Hier eine kleine unvollständige Liste: Spaß, Struktur, Zuhörer:innen, Humor, Vorbilder, Seelsorge, Empathie, Schutz – geschützte Räume, Religiöse Räume zur eigenen Gestaltung, Spiritualität, Regeln, Orientierungsangebote, Beziehung, Verlässlichkeit, Freiheit, Steine zum Anstoßen, Zuspruch, Inhalte…

Ich habe dann mal auch für mich so eine kleine Sammlung gemacht. Das Ergebnis findet sich im Beitragsbild. Als ich die Auflistung dann abfotografiert hatte, fielen mir sofort weitere Überschriften ein. Man ist halt nie fertig mit dem Nachdenken und Herausfinden…

Spannend ist dann ja, was für Schlussfolgerungen wir aus diesen Bedürfnissen für die Gestaltung unsere Konfi-Arbeit ziehen. Welche Themen sich daraus konkret ergeben und wie wir diese dann methodisch und didaktisch in Szene setzen. Eine der aktuellen Fragen ist zum Beispiel der Umgang mit digitalen Medien und der auch damit verbundenen Handynutzung. Immerhin sagen 59 % der Jugendlichen (im Alter von 12-19 Jahren): „Ich genieße es wenn ich Zeit ohne Handy und Internet verbringen kann.“ Vielleicht ist die Konfizeit ja eine Gelegenheit, eine zeitweise Pause von der 24/7 Online-Existenz der Konfis, der Teamer:innen und der Verantwortlichen einzulegen?

Im Rahmen der bundesweiten Konfi-Studie wird von zehn Qualitätsdimensionen gesprochen, an denen sich gute Konfi-Arbeit messen lässt. Aber das ist dann ein weiteres Thema…

Ziemlich zerfleddert ist sie. Die Bibel für Minecrafter, die das Team vom Berliner Bibellabor mitgebracht haben. Und es ist schon das vierte Exemplar. Was belegt, dass das Computerspiel Minecraft bei Jugendlichen beliebt ist. Die JIM-Studien (Jugend, Information, Medien), die seit 1998 die Mediennutzung der 12-19-Jährigen untersuchen, belegen, dass Minecraft seit vielen Jahren insgesamt das beliebteste der vielen digitalen Spieleangebote ist. Und zwar in allen befragten Altersklassen. Außerdem gehört es zu den Spielen, bei denen überdurchschnittlich viele Mädchen mitmachen. Was Kolleg:innen von mir und ich aus eigener familiärer Erfahrung bestätigen können.

Nach vielen Jahren habe ich also mal wieder selbst versucht, aus vielen Blöcken und weiterem Inventar zusammen mit Toby, der da viel mehr Erfahrung hat, ein paar Ideen zu Psalm 23 in Szene zu setzen. Es war gar nicht so leicht, unsere Schafe einzuhegen. Aber am Ende sah es ganz idyllisch aus mit Wasserläufen, Bäumen etc.

Das Berliner Bibellabor, ein Angebot der von Cansteinschen Bibelgesellschaft, berichtete u.a. von Minecraft-Gottesdiensten, Schulprojekten, Real-Life Treffen der Community. Das Team ist gerne bereit, sich auf den Weg zu machen, um vor Ort mit Konfis Minecraft auszuprobieren. Es lohnt sich, entstandene Projekte auf You Tube anzuschauen, die im Nachhinein gefilmt und vertont wurden.

Der Minecraft-Workshop war eines der Angebote im Rahmen der diesjährigen KonfiCamp-Tagung vom 29.-31.1. im Evangelischen Zentrum Drübeck – ein wunderbarer, geschichtsträchtiger und spiritueller Ort.

Hier treffen sich Engagierte aus ganz Deutschland, um sich über die Organisation und inhaltliche Gestaltung von KonfiCamps auszutauschen. Das ist immer ein Gewinn, nicht nur für die, die zum ersten Mal ein Camp für mehrere Gemeinden oder einen Kirchenkreis planen.

Das Haupt-Thema war diesmal die Dynamik von Gruppen, die mit einem Impulsreferat nach dem Buch von Eberhard Stahl und in vertiefenden Rollenspielen in den Blick genommen wurde.
Weitere Workshops beschäftigten sich mit Kurzfilmen – selbst gedrehten und solchen aus den Medienstellen, mit Vocal Painting und Body Percussion (die Pop-Akademie in Witten mit Max, Carl und vielen anderen Studierenden ist hier wärmstens zu empfehlen).

Veranstaltet wird die Tagung vom Netzwerk KonfiCamps in Deutschland e.V.

KIM-Studie 2022 & Datenschutzfreundliche Tipps der EKD

Herrlich, so ein Sonnenuntergang am Strand. Die Sehnsucht nach Orten, die uns Weite und Erholung schenken, ist groß. Aber Faszination und Farbenspiel kann – man muss schon etwas genauer hinschauen – auch von ganz wo anders her kommen….

Testpersonen wurden mathematische Aufgaben vorgelegt, die sich mit ein wenig Überlegung lösen ließen, aber schon ein wenig Konzentration auf die Sache verlangten. Die Personen, die ihr Handy gar nicht erst in den Versuchsraum mitgenommen hatten, schafften die Aufgabe am schnellsten. Jene, die ihr Handy in der Hosentasche hatten, waren etwas später fertig. Die dritte Gruppe derer, die ihr Handy auf den Tisch vor sich liegen hatten – egal ob mit dem Bildschirm oben oder unten – konnten sich am wenigsten auf die Aufgabe konzentrieren. – Ist ja kein Wunder, werden viele sagen.

Vor einigen Wochen ist die neue KIM-Studie 2022Kindheit, Internet, Medien – erschienen. Sie untersucht seit 1999 alle zwei Jahre die Mediennutzung von 6-13-Jährigen in Deutschland. Sie hilft, jenseits der persönlichen Einschätzung durch die Erfahrungen mit eigenen Kindern oder durch den Umgang im direkten beruflichen Umfeld einen guten Rundumblick zu bekommen. Gängige Klischees, weit verbreitetes Halbwissen oder einfach mal so in den Raum geworfene Behauptungen zu diesem Themenfeld gibt es ja reichlich.

Viele Grafiken für eine schnelle Orientierung über die Studien-Ergebnisse

Hier zusammengefasst ein paar Studienergebnisse:
Fernsehgeräte, Smartphones, Computer/Laptops und ein Zugang ins Internet sind in nahezu allen Familien vorhanden. Im Vergleich zu 2020 sind insbesondere bei Smart-TVs, Streaming Diensten, Pay-TV-Abonnements und Tablets deutliche Anstiege zu sehen.

Während jüngere Kinder noch vergleichsweise wenig eigene Geräte besitzen, ändert sich dies mit zunehmenden Alter deutlich:
Mobiltelefon: 6-7 Jahre: 9 % (Nutzung: 28 %), 8-9 Jahre: 27 %, 10-11 Jahre: 58 %, 12-13 Jahre: 81 % (Nutzung: 96 %).

Dass das Handy zu einem „Lebensbegleiter“ geworden ist, wird auch daran deutlich, dass es fast überall mit hingenommen wird. Von den Handy-Besitzer:innen nehmen 94 % ihr Gerät mit zu Freund:innen, 85 % mit in die Schule, knapp zwei Drittel mit zum Sportverein bzw. zur Jugendgruppe, 54 % mit ins Bett und gut ein Drittel mit ins Bad bzw. auf Toilette.

Kinder nutzen digitale Medien oftmals alleine und ohne Begleitung – insbesondere digitale Spiele und das Internet. 92 % der 6-13-Jährigen sehen mindestens wöchentlich, 67 % sogar täglich fern, jedes fünfte Kind schaut sich täglich Bewegtbilder im Internet an. An erster Stelle steht hier KIKA (19 %), dann folgen Netflix (14 %), Super RTL/Toggo und YouTube (jeweils 11 %). Logischerweise steigert sich mit dem Alter auch die Internetnutzung: 6-7 Jahre: 38 %, 8-9 Jahre: 59 %, 10-11 Jahre: 85 %, 12-13 Jahre: 99 %.

Nach Einschätzung der Eltern sind ihre Kinder an einem durchschnittlichen Wochentag 43 Minuten online (6-7 Jahre: 17 Min, 8-9 Jahre: 30 Min, 10-11 Jahre: 49 Min, 12-13 Jahre: 74 Min).

WhatsApp wird von gut drei Viertel der internetnutzenden Kinder verwendet, TikTok von jedem zweiten, gefolgt von Snapchat (35 %), Instagram (32 %), Facebook (27 %). TikTok und Snapchat verzeichnen dabei seit 2020 Steigerungsraten, während Instagram und Facebook stagnieren.

Feststellen lässt sich auch, dass Eltern wenige technische Hilfsmittel einsetzen, um ihre Kinder vor ungeeigneten Inhalten zu schützen; zwei Drittel der Eltern nutzen keinerlei Möglichkeiten des Jugendmedienschutzes wie Filter oder Sicherheitseinstellungen.

Da trifft es sich gut, dass der Beauftragte der EKD für Datenschutz gerade ein PosterMagazin zum Datenschutz für Kinder und Jugendliche unter dem in diesem Fall zwiespältigen Motto „Du siehst mich?!“ herausgegeben hat.

Das Magazin gibt es in verschiedenen Formaten und richtet sich direkt an die Zielgruppe. Was aber natürlich heißt, dass verantwortungsvolle Menschen unserer Kirche sich ebenfalls damit beschäftigen dürfen und sich für das Thema sensibilisieren lassen.

Für alle, die angesichts der allgegenwärtigen digitalen Medienwelten befürchten, dass unsere Kinder sich nur noch dorthin zurückziehen, sind diese Informationen der KIM-Studie bestimmt eine Erleichterung:

Jedes zweite Kind liest regelmäßig in der Freizeit Bücher (Harry Potter führt nach wie vor die Hitliste an), hört regelmäßig Radio oder wird beim Malen/Zeichnen/Basteln kreativ.
Ein- bis mehrmals in der Woche treffen sich 6-13-Jährige mit Freund:innen, über vier Fünftel spielen (analog) draußen oder drinnen, knapp drei Viertel unternehmen ein- bis mehrmals etwas mit ihrer Familie, zwei Drittel betätigen sich sportlich.

KU-Praxis 68 – NEU

„Ich bin hier – Gott.“ So steht´s auf der Plane des Fahrradanhängers auf dem Titelfoto der gerade erschienenen Ausgabe von KU-Praxis, der Fachzeitschrift der Konfi-Arbeit.
Ach ja, wenn das so einfach wäre, Gott zu finden… Aber wer weiß. Die vielen BAUSTEINE des neuen Heftes machen Lust, sich auf Gottsuche zu begeben. Auf der Parkbank, im Wald, im Escape-Room, mit der Gottesperle, durch Schönschreiben, Training, im Internet, per Nightwalk, mit der KonApp, mit Minecraft und Actionbound, in den Religionen, durch die virtuelle Brille. Im FORUM finden sich weitere tolle Anregungen und der traditionelle Medienspaziergang. Ergänzt wird das Ganze durch das umfangreiche DOWNLOAD-MATERIAL.

Das Sample

enthält das komplette Inhaltsverzeichnis und den Orientierungsartikel von Dr. Sabrina Müller vom Zentrum für Kirchenentwicklung in der Schweiz. Unter der Leitfrage: „Wie kann man Konfis dabei begleiten, eine eigene Vorstellung von Gott zu entwickeln?“ geht es um religiöse Erfahrungen in Theorie und Praxis. Gefragt sind u.a. nicht mehr Pfarrpersonen als theologische Spezialist:innen, sondern ein Pastoraltheololgie der Mäeutik (wörtlich: Hebammenkunst), die den akademischen Wissensvorsprung zum Empowerment der anderen Gemeindeglieder einsetzt. Bildung schafft Raum für Fragen und das Suchen von eigenen Antworten.

Das aktuell KU-Praxis-Heft gibt es natürlich im Buchhandel, aber auch bei uns in der Konfizeit für alle Oldenburger zu den gewohnt günstigen Konditionen. Einfach melden: konfizeit@kirche-oldenburg.de

Es kann gar kein Zufall sein, dass das ebenfalls gerade erschienene und komplett online verfügbare Magazin des Loccumer Pelikan 2/2023 sich ebenfalls mit „GOTT“ beschäftigt. Auch hier lohnt sich das Stöbern sowohl in den vielen Praxisartikeln als auch in den Grundsatzbeiträgen.

oder: Aufmerksamkeit bitte!

Kennst Du diesen Aufmerksamkeitstest: Zwei Mannschaften, eine in weiß, die andere in schwarz gekleidet, werden eingeblendet. Du als Zuschauer sollst in den nächsten Sekunden genau mitzählen, wie oft sich die weiße Mannschaft den Ball zupasst. Gesagt, getan: 1, 2, 3… Waren es jetzt 13 mal? Oder doch 15? Die Lösung wird am Ende des kleinen Clips verraten. Und dann wird gefragt, ob Du auch noch etwas anderes gesehen hast, was durch das Bild gelaufen ist… – den schwarzen Gorilla nämlich. Manche behaupten, nur 8% der Betrachter würden ihn beim ersten Mal wahrnehmen. Andere sagen, die Waage hält sich bei 50%. Dann wird der Film noch mal gezeigt: Tatsächlich. Da läuft der Gorilla ganz gemütlich von links nach rechts über die Bildfläche und bleibt sogar noch stehen, um sich stolz auf die Brust zu schlagen.
Die Monkey Business Illusion ist ein Beitrag der Forschung zum Thema „selektive Wahrnehmung“. Ja, man sieht manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht – looking without seeing.

Im Zusammenhang mit den Auswirkungen der digitalen Revolution fragt die Erlanger Professorin für Christliche Publizistik, Johanna Haberer, ob es nicht eine wichtige religionspädagogische Aufgabe sein muss, mit jungen Menschen eine neue Aufmerksamkeit einzuüben, um der ständigen Ablenkung der digitalen Umwelt etwas entgegenzusetzen. Bei vielen jungen Menschen gehört alle Aufmerksamkeit der Netzkommunikation. Wer sich in diese Abhängigkeit begibt, dem droht zunehmender Verlust der Autonomie. Dauerbeurteilung (Likes und Sterne), Normierung von Aussehen oder Sprache, Druck dauernder Erreichbarkeit und ein nicht endend wollender Wettbewerb sind nur ein paar Stichworte. Im Sinne einer guten Selbstfürsorge könnte transparent diskutiert werden, wohin es sich lohnt, die eigene Aufmerksamkeit zu lenken. Und kritisch lässt sich fragen, ob ein digital organisierter Mensch überhaupt noch in der Lage ist, seine Aufmerksamkeit selbst zu navigieren. Spätestens mit der niederländischen Übersetzung „Aandacht“ für Aufmerksamkeit deutet sich die spirituelle Dimension des Themas an und das Nachdenken darüber, wie sich in einer medialen Kommunikations- und Informationsgesellschaft unsere Vorstellungen von Transzendenz verändern.

Im Rahmen des Pfarrkonvents in der Wesermarsch haben wir uns u.a. mit dem Thema beschäftigt, wie es uns als Kirchenmenschen geht, wenn es zunehmend Situationen und gesellschaftliche Entwicklungen gibt, in denen wir als Kirche längst nicht mehr die Aufmerksamkeit von anderen haben, obwohl wir sie doch so gern hätten und auch brauchen, um die Kommunikation des Evangeliums auch über den gemeindenahen Horizont hinaus zu gestalten. Die Glocken der Kirche dringen durch den fulminanten Klangteppich der gesellschaftlichen Angebotspalette nicht mehr so richtig durch. Fühlen wir uns dann auch so wie der Gorilla, den keiner sieht? Viel lieber, so formulierte es ein Kollege, möchte ich doch einer von denen sein, der in der weißen oder Mannschaft aufmerksam Pässe spielt.

John Green („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“) berichtet in seinem Essayband „Wie hat ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ darüber, dass sich seine Aufmerksamkeit in den letzten Jahren so dermaßen zersplittert hatte und sein Leben aus dem Gleichgewicht geriet. Für ihn war der Rat seiner verstorbenen guten Freundin und Mentorin Amy Krouse Rosenthal hilfreich: „An alle, die herauszufinden versuchen, was sie mit ihrem Leben anstellen sollen: ACHTET DARAUF, WORAUF IHR ACHTET. Das ist im Grunde alles, was ihr wissen müsst.“