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Pilgern von Hameln nach Bodenfelde

In den Sommerferien pilgerten Konfis knapp zwei Wochen durch Norddeutschland und erlebten kompakt und intensiv ihre Konfizeit. Am Tag nach der Ankunft wurde mit den Familien Konfirmation gefeiert. Ein Bericht darüber folgt später.

Ganz so eng mit einem kirchlichen Ritus verbunden ist unser Pilgerkolleg „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen“ vom 28.8.-1.9. nicht. Fünf Tage geschenkte Zeit, um mit 15 Menschen auf einem Teilstück des Pilgerweges von Loccum nach Volkenroda unterwegs zu sein: 14 Pastor:innen und unsere Pilgerbegleiterin Gudrun Laqua.

Apropos Übergänge: Für die einen liegt die Pilgerwoche zeitlich nahe zum Beginn des Ruhestandes. Für andere ist es das erste Mal, dass sie auf diese spirituelle Weise Erfahrungen in Kirchen, Klöstern und Gottes Schöpfung sammeln. Für Dritte wiederum dient sie als gute Gelegenheit, über Vergangenes und Zukünftiges nachzusinnen. Zeit und Raum, um zu sich selbst und zu Gott zu finden.

Impulse auf dem Weg, Erinnerungen des Tages, Ein- und Aussichten in kleiner Auswahl in Wort und Bild:

Die Rache des Rattenfängers am Wortbruch der Hameler und die Frage: Welches Versprechen hast du nicht gehalten? – Wechselnde Pfade, Schatten und Licht – Welches Gepäck tragen wir in unserem Lebensrucksack (zuviel) mit uns herum? Was muss raus? – Der romanische Christus in der Mitte des Münsters – Wie in Schuhe, die zu mir passen und die mich tragen, wachse ich in meinen Glauben hinein. – Laudate omnes gentes – Das Andachtskreuz im Ruheforst – Welche Wege konnte ich nicht geradeaus gehen? Welche Umwege waren gut? – Seltsame Mammutbäume als magische Orte – Der enttäuschte Baron von Münchhausen – Brombeeren am Wegesrand – Ostern ist etwas verblasst – Schweige und höre – Steiler Anstieg geschafft – Aufeinander warten – Pilgertaxi – Theologische Gespräche über Gott und die Welt – 32.000 Schritte – Meine Hoffnung und meine Freude – Grandiose Aussichten.

Mirror Reading, Raumtheorie, Synchronie, Narratologie, Agency, BigS, Doxa-Interpretation, Semeia-Quelle, boundary marker…. – ah ja, klar. Worum geht´s hier noch mal?

Um das Neue Testament natürlich. Endlich mal wieder durch die Bibel-App scrollen und in Windeseile Verse suchen. Das NT Graece von 1985 aufschlagen und das ursprüngliche Wort recherchieren, das Luther so, die Bibel in gerechter Sprache anders übersetzt hat.

Das Pastoralkolleg in Loccum zum Thema „Update NT“ vom 24.-27. April hat sich gelohnt. Die Nachfrage war groß, so dass es als hybrides Format durchgeführt wurde. Es war eine Freude, leidenschaftlich vortragende Professor:innen zu erleben, die mit einer spielerischen Didaktik punkteten, die zum Mitdenken und Miträtseln einlud.

Miträtseln deshalb, weil es trotz intensiver Forschung zum Neuen Testament noch viele ungelöste Fragen gibt. Zum Beispiel, wer denn nun der Lieblingsjünger Jesu gewesen ist. Warum Jesus in Johannes 2 bei der Hochzeit zu Kana etwas unfreundlich zu seiner Mutter Maria „Lass mich in Ruhe“ sagt. Warum es unbedingt Steinkrüge sein müssen, in die Jesus 600 Liter (!!) Wasser einfüllen lässt, um sie in edelsten Wein zu verwandeln. Außerdem wäre da noch die Frage zu klären, ob Wunder nur für „Doofe“ sind und ob letztendlich ein Autorenkollektiv das Johannesevangelium geschrieben hat. Und wann es denn damit endgültig fertig war. Und warum kommt Petrus eigentlich öfters zu spät? Und war ganz am Anfang vielleicht doch nicht das Wort, sondern der Beleg?

Was mir mal wieder mal klar geworden ist: Es lohnt sich, genauer in die biblischen Texte und Überlieferungen einzutauchen. Eben nicht nur ganz galant und bequem Sekundärliteratur zu überfliegen, sondern Ungereimtheiten, Brüche und Positionen selber in Augenschein zu nehmen.

Natürlich frage ich mich in diesem Zusammenhang immer, wie es gelingen kann, den nicht professionellen Bibelforschern dieser Welt ebenfalls Lust zu machen, genauer hineinzuschauen und Entdeckungen zu machen, die ihnen am Ende ganz praktisch was fürs Leben und für den Glauben bringen.

Warum nicht einen Bibliolog oder eine andere spielerische Inszenierung zu Johannes 20 machen. „Du Jünger, den Jesus lieb hatte, warum rennst Du mit Petrus um die Wette zum Grab, gewinnst, und lässt dann doch Petrus vor, um zuerst festzustellen, dass das Grab leer ist?“
Oder zusammen Johannes 21 lesen und den Forschungsauftrag vergeben: „Was kommt uns hier seltsam vor?“ (Zum Beispiel, dass Petrus zwar vor lauter Begeisterung, den Auferstandenen am Ufer zu entdecken, kurzerhand vom Boot ins Wasser springt, um dann doch als Letzter aus dem Wasser zu steigen.)

*An einem der Abende haben wir uns zwei Folgen der erfolgreichen US-amerikanischen Serie (24 Episoden in 3 Staffeln) The Chosen (Die Auserwählten) angeschaut. Das Leben Jesu wird hier durch die Augen derer, die ihm begegnet sind, gezeigt. Ich finde, die Serie ist gut gemacht und eine Option für die Arbeit in der Gemeinde. In mehreren Szenen stellt sich die Frage, ob jetzt die richtige Stunde gekommen ist. Zum Beispiel, ob Petrus wirklich Jesus nachfolgen soll. Oder ob Jesus wirklich für den Erfolg des Hochzeitsfestes in Kana sein Weinwunder vollbringen soll. Petrus Frau antwortet auf den fragenden Blick ihres Mannes genau so wie die Freunde Jesu beim Hochzeitsfest angesichts der Wein-Not: Wenn nicht jetzt, wann dann