Beiträge

Randvoll ist er, mein Pilgerrucksack. Jetzt steht er in der Ecke und wartet aufs Auspacken.
Dankbar fädele ich mich nach einem Vierteljahr Sonderurlaub wieder ein in den dienstlich-vertrauten Alltag. Und ich nehme mir die Freiheit heraus, über den Sommer hinweg einige meiner Wahrnehmungen, Erfahrungen und Gedanken hier mitzuteilen. Vornehmlich in Bezug auf die Arbeit mit jungen Menschen und im Zusammenhang mit meiner pastoralen Existenz. Vielleicht geht es aber auch mal darüber hinaus.

Den Anfang machen ein paar Impressionen und Begegnungen, die direkt mit der Konfizeit zu tun haben:

Ich beeile mich, um auf dem Wangerländischen Pilgerweg noch rechtzeitig vor 18 Uhr die St. Marien-Kirche in Oldorf zu erreichen. Weil dann das tagsüber offene Gotteshaus womöglich geschlossen wird. Puh – gerade noch geschafft – Yukina, unsere nimmermüde Aussie-Wirbelhündin, muss diesmal draußen warten. Ich bestaune das Altarbild, spreche ein Gebet, mache ein paar Fotos und – na klar: drücke einen schönen Stempel mit der Abbildung der Gottesmutter in meinen Pilgerpass. Schon steht auch schon ein Junge vor der Tür mit dem schwergewichtigen Kirchenschlüssel in der Hand. Und… ja, er ist natürlich Konfirmand und erledigt den Job heute für seine Mutter, die anderweitig unterwegs ist. Gesagt, getan radelt er wieder durch den Abendsonnenschein nach Hause und gibt mir noch einen Tipp, auf welchen Pfaden ich am besten weiterpilgern könnte.

Auf dem Mönchsweg mit dem Rad von Bremen nach Stade unterwegs entdecke ich im Vorraum der Borgfelder Dorfkirche ein großes Kreuz aus lauter bunt angemalten Holzboxen. Jede dieser Boxen wurde von Konfirmand:innen gestaltet und mutmachende Sprüche aus der Bibel und anderen Weisheitsquellen aufgeschrieben. Für alle, die mögen, zum Mitnehmen. Ich nehme die Einladung gerne an.

Natürlich gibt es an allen Kirchen Schaukästen in jeder Geschmacksrichtung. Fast allen ist in diesem Jahr gemeinsam, dass die Fülle an Konfirmationen prominent vorkommt und viele, viele Gottesdienste mit der Segnung junger Menschen gefeiert werden. Um auf engem Raum alles unterzubringen, reicht es manchmal nur zur Nummerierung, andernorts ist sogar Platz für herzliche Wünsche.

Noch einmal der Mönchsweg: Fast wäre ich an der Backsteinkirche in Ahlerstedt vorbeigeradelt, weil ich mein Tagesziel erreichen will. Aber nein, der Weg ist das Ziel. Ich radle den kleinen Anstieg hoch und sehe, wie auf der Kirchwiese ein paar Jugendliche zusammenstehen. Nach meinem Kirchenbesuch – u.a. entdecke ich einen beeindruckenden Bilderzyklus zu den Zehn Geboten, spreche ich die Gruppe an. Einige Vorkonfis – hier beginnt der Kurs im 6. Schuljahr – sind gerade dabei, einen ihrer regelmäßigen Konfi-Gottesdienste am nächsten Tag vorzubereiten. Den vielgliedrigen und beweglichen Pappkamerad, den die Konfis selbst erschaffen haben und in seiner Funktionalität gerade testen, schmückt die frohe Botschaft „ICH BIN EINMALIG“. Während die Konfis weiter fröhlich am Werkeln sind, erklärt mir der Gemeindepastor Detlef Beneke den Sinn und Zweck der Übung und wie schön es sei, mit den Jugendlichen solche kreativen Aktionen zu planen und durchzuführen. Und überhaupt ist er beseelt und schwärmt vom Konfiteam und dem engagierten Kirchenvorstand. Wie schön!

In der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer in Spahnharrenstätte, einer Station auf dem Hümmlinger Pilgerweg im Emsland (www.huemmlinger-pilgerweg.de), entdecke ich – um den ökumenischen Blick nicht zu vergessen – ein vom diesjährigen Firmkurs gestaltetes Würfelkreuz. In der Mitte, da wo die Balken sich treffen, steht: „Deine Welt ist voller Wunder“.

Bevor der ostfriesische Pilgerweg Schola Dei (www.ostfriesland-pilgerweg.de) vom Kloster Ihlow bis nach Norden so richtig begann, führt mich der Weg von der Bushaltestelle direkt zur Kirche in Ihlowerfehn. Ein erster Ort der Stille und eine der vielen verlässlich geöffneten Kirchen auf meinen Wegen. An den Seitenwänden sind dekorativ und transparent zugleich auf Plexiglas gemeinschaftlich gestaltete Glaubensbekenntnisse der Konfirmand:innen aufgehängt. Leonie, Kristina, Monja, Rieke und Freja z.B. schreiben: „Ich glaube an etwas, was ich nie gesehen habe, doch trotzdem glaube ich an Gott, weil Jesus von ihm erzählte. Pontius Pilatus ließ Jesus Christus kreuzigen. Jesus verzieh allen Menschen ihren Sünden. Der Glaube ist eine Frage des Vertrauens. Ich glaube an Gott, der mir in schlimmen Zeiten Trost spendet, Hoffnung gibt und Mut macht. Ich glaube an Ehrlichkeit, Frieden, Liebe und an Menschen, denen ich vertrauen kann. Amen.“