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Zwanzig Teilnehmer:innen waren am 10. April mit dabei beim Fachtag der vier evangelischen Kirchen im Nordwesten – Bremen, Reformierte, Hannover, Oldenburg – im Jochen-Klepper-Haus in Oldenburg-Osternburg.

Carina Kuznik, Dozentin für Konfi-Arbeit am Pädagogischen Institut in Villigst und Fachfrau für dieses Themenfeld, spielte wichtige Impulse ein, die zum Gespräch und zur Diskussion einluden. Nach dem Einstieg mit Wilhelmine Song „Komm, wie du bist“ vereinbarten wir für unser Miteinander die Grundprinzipien für eine queerfreundliche Atmosphäre: Alles kann, nichts muss. „Nein!“ ist ein ganzer Satz. Lachen erlaubt. Auslachen verboten. Eindrücklich und trotz gewahrter Anonymität sehr persönlich war eine Selbsterfahrungsübung: Wir schreiben auf Zettel auf, was wir an unserem Körper mögen und was auch nicht. Die Ergebnisse in einen großen Körperumriss hineingelegt waren schon sehr aufschlussreich. Es folgte ein Austausch über biografische Erfahrungen in kleinen Gruppen: Wo bin ich in meinem Leben schon einmal mit LGBTQIA+ in Kontakt gekommen? Welche Geschlechterrollenbilder waren bzw. sind für mein Leben prägend? etc. Natürlich gehört auch die Beschäftigung mit Fachbegriffen zur Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Arbeit mit dem Genderbread war in diesem Zusammenhang sehr hilfreich, aber auch ganz schön anspruchsvoll.

Am Nachmittag gingen wir der Frage nach, was die Erkenntnisse des Vormittags für die konkrete Arbeit vor Ort austragen. Von der Regenbogenflagge im Gemeindehaus über CSD-Projekte ging es bis zu zur Frage der Bilder und Materialien für die Konfi-Arbeit. Viele biblische Texte lassen sich in der Re-Lektüre auch ganz anders lesen (Josef, David und Jonathan, Schöpfungsberichte, Elia, Zachäus etc.). Vor allem gilt es mutig zu sein und eine offene und einladende Haltung vorzuleben.

Mit viel Material – inklusive dem Link zu einem mit vielen Beiträgen gefüllten Padlet der Referentin – und einer Checkliste für die Praxis endete der Fachtag, vor allem aber mit dem Gefühl, dass andere mit uns auf dem Weg sind und es gut tut, sich gegenseitig zu vernetzen und den Rücken zu stärken. Wiederholt erwies sich das Jochen-Klepper-Haus als modernes und freundliches Gemeindehaus mit seiner tollen Willkommenskultur als wunderbar geeignet, um konzentriert und erfolgreich Denk-Räume für die Themen der Konfizeit zu öffnen.

Kreuz und Queer in der Konfi-Arbeit

Was heißt „Mann sein“ / „Frau sein“ für mich? Und gibt es etwas dazwischen? —Welche Geschlechterrollenbilder waren bzw. sind für mein Leben prägend? — Welche Geschlechtsidentitäten, sexuelle Orientierungen, Familien- oder Lebensmodelle sind für mich positiv besetzt und welche negativ? Und warum?

Ganz persönlich und in vertrauensvollen Gesprächen tauschen wir uns über diese und andere Fragen aus. Es ist spannend und manche Erinnerungen, Gedanken und Gefühle aus unserer Biografie kommen hier erstmals oder wieder neu zum Vorschein.
Wir schauen uns Filmausschnitte von „Queer gel(i)ebt“ und „Wilhelmine – Komm, wie du bist (Behind the Lyrics)“ an. Wir bahnen uns den Pfad durch einen Wortdschungel (von aromantisch bis Transition) und puzzeln mit dem Genderbread (siehe Beitragsbild). Wir machen soziometrische Übungen („Ich habe mich schon mal beim Geschlecht vertan“; „Ich achte auf gendergerechte Sprache, auch in Bibeltexten“), hören Zahlen und Fakten zu LGBTQ+. Und natürlich fragen wir nach Konsequenzen für die praktische Arbeit mit Konfis, von der Schaffung eines Schutzraums für die Vielfalt der Persönlichkeiten gegen Diskrimierung über eine gendersensible Re-Lektüre biblischer Texte bis hin zu klassischen Konfizeit-Themen wie „Identität“, „G*TT“ und „Schöpfung“. Gelingt es uns beim Erzählen der biblischen Schöpfungsberichte traditionelle Polaritäten zu überwinden: Gott schuf Himmel und Erde und das dazwischen…

Rahmen für diesen Fachtag am 7. November zum Thema „Queer- und gendersensible Konfi-Arbeit“ ist die Jahrestagung der Konfi-Dozent:innen der EKD im Evangelischen Zentrum Kloster Drübeck. Referentin Carina Kuznik, Konfi-Dozentin der Ev. Kirche von Westfalen und Referent Volker Nies von der Philipps-Universität in Marburg öffneten mit viel Herzblut und Fachwissen einen weiten Horizont für eine Konfi-Arbeit, bei der junge Menschen erleben:

Du bist gut, so wie du bist! Du darfst hier sein, wie du bist! Du darfst dich mit all den Themen, die dich beschäftigen, hier einbringen! Du darfst lieben, wen du möchtest! Du brauchst hier keine Angst haben, so zu sein, wie du bist! Gott liebt dich!