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Rücken- oder Gegenwind für die Kirche?

Den Blick schweifen lassen. Die Aussicht genießen. Den dichten Nebel überblicken. Ein wenig geht es uns vielleicht wie dem Wanderer über dem Nebelmeer, 1817 von Caspar David Friedrich gemalt. Der Wanderer ist zugleich ein Teil der Natur, die er betrachtet und zugleich ein Fremder, der urban gekleidet schroffe Felsen erklimmt.

So sollten wir es mit den sogenannten Megatrends machen, die von Wissenschaftlern ausgemacht werden. Sie wirken dauerhaft auf allen Ebenen und beeinflussen die Tiefenstruktur der Gesellschaft, mindestens international und oft auch global.
Und das sind sie, die Megatrends: Urbanisierung, Indiviualisierung, Gendershift, Wissenskultur, Silver-Society, Sicherheit, Konnektivität, Neo-Ökologie, Gesundheit, Globalisierung, New Work und Mobilität.

Und wir als Kirche sind mittendrin und fragen uns, was das mit uns macht, ob wir dem wehrlos ausgesetzt sind, ob wir dem etwas entgegenhalten können oder überhaupt sollten. Viele spannende Herausforderungen. Es lohnt, sie zu diskutieren und gute Schlussfolgerungen zu ziehen. Sowohl für die Institution als auch für die persönliche Haltung.

Bei einem eindrucksvollen Besuch in der ZEIT-Redaktion am Speersort 1 in Hamburg entdeckte ich einen Spruch, den ich mir gerne zu eigen mache, um mein eigenes Selbstverständnis und Lebensgefühl – in kleiner Münze und auf mein Umfeld bezogen – zu beschreiben:
„Du veränderst die ZEIT, die ZEIT verändert dich!“

Was den Glauben der Menschen prägt

Die neue Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) bestätigt, was viele schon lange beobachten: Religiöse Sozialisation findet längst nicht mehr nur in der Familie statt. Kirchliche Angebote für junge Menschen und Religionsunterricht leisten einen wichtigen Beitrag.

Auf die Frage, wer wesentlichen Einfluss auf die spätere Einstellung zu religiösen Themen gehabt hat, antworten 70 % der Evangelischen: Die Konfirmation bzw. die Konfizeit. Mit 64 % steht die Mutter an zweiter Stelle, gefolgt vom Religionsunterricht mit 45 %, dem Vater (40 %) und der kirchlichen Jugendgruppe (36 %). Wer konfirmiert ist, tritt zudem deutlich seltener aus der Kirche aus als Nichtkonfirmierte.

Es lohnt sich also, die Qualität der kirchlichen Angebote ständig weiterzuentwickeln. Herausfordernd bleibt es, das Interesse an der Teilnahme immer wieder neu zu wecken. Frühzeitig gute Kontaktmöglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, die nicht in der Familie religiös sozialisiert werden, ist auch künftig eine wichtige Aufgabe für kirchliche Organisationen.

Dazu passt, dass derzeit die Ergebnisse der dritten bundesweiten Konfi-Studie ausgewertet werden. Gerade ist in Wittenberg mit dem Forum Konfi-Arbeit eine Tagung zu Ende gegangen, auf der erste Ergebnisse vorgestellt wurden. Dazu auch an dieser Stelle später mehr.