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Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. In kurzer Zeit entdecke ich auf meiner dreimonatigen Pilgerreise viele verschiedene Kirchenräume. Wie schön, dass viele Kirchen verlässlich geöffnet sind – dahinter steckt immer organisatorische Mühe und das Vertrauen in die Besucher:innen.
Meistens bin ich ganz allein, manchmal gibt es freundliche Ehrenamtliche, die mir die Besonderheit ihres Gotteshauses nahebringen.

Auf den ersten Blick sieht man, wenn das Kircheninnere liebevoll und einladend gestaltet ist.
In einer Kirche halte ich mich aufgrund des grauseligen Wetters draußen über eine Stunde auf und hoffe, dass nicht alle meine Kleidertrocknungsübungen per Video festgehalten werden. Obwohl mir viele Gegenstände und die sakrale Symbolsprache vertraut sind, sehe ich vieles auf neue Weise. Alte Schriften und moderne – ok manchmal auch etwas angestaubte – Info-Tafeln bringen mir die Schätze des Ortes näher. Mal gibt es dramatische Baugeschichten oder Berichte über religiöse Beheimatung zu lesen. Ich vertiefe mich ausführlich in einzelne Betrachtungen oder lasse das große Ganze auf mich wirken. Beim nachträglichen Sortieren der Fotos kommt mir die Fülle der Eindrücke wieder in den Sinn.

Was könnten wir nicht alles allein anhand der Kirchenräume einschließlich der umliegenden Gebäude und Grundstücksanlagen über den Glauben vieler Generationen lernen? Die Kirchenraumpädagogik hat dieses weite Feld in den letzten Jahrzehnten ausführlich erschlossen. Und viele Gemeinden haben die vorhandenen Möglichkeiten erkannt und nutzen sie. Mit kleinen Kunstausstellungen, Einladungen zum Mitgestalten, Impulsen zum Nachdenken wird das Vorhandene ergänzt und denen Unterstützung angeboten, denen sich nicht gleich selbst der Ort mit seinen Botschaften erschließt. Wäre mal einen Versuch wert: ein ganzer Konfikurs in und um den Kirchenraum herum.

Was die Kirche alles „zu bieten“ hat, zeigt in Ausschnitten die Bildergalerie


Wir haben uns gewundert. Das Ich-bin-Wort Jesu aus „Ich bin die Tür.“ (Johannes 10, 9) hat bei der Abstimmung gewonnen. Gefragt haben wir die Konfis in Neuende (Wilhelmshaven) [siehe Beitrag „Mit Jesus unterwegs“ von letzter Woche], welches dieser Jesus Selbst-Bilder ihrer Meinung nach am besten zu Jesus passt (Ergebnis: 1. Tür 2. Licht 3. Brot 4. Auferstehung/Leben 5. Hirte 6. Weg 7. Weinstock).

Warum die „Tür“ gewonnen hat, wurde uns nach kurzem Nachdenken klar: Beim letzten Treffen wagten die Konfis einen Blick durch das Schlüsselloch der Tür am Ende des Lebens: Was wird uns hinter der Tür für eine Zukunft erwarten? Das Thema und das Motiv ist in Erinnerung geblieben. Die Konfis haben den symbolischen Ansatz übertragen und Jesu Anspruch als leibhaftige Tür zum Reich Gottes damit verknüpft. Das fanden wir echt gelungen!

Ganz theoretisch könnten die Konfis natürlich auch beim letzten Adventsgottesdienst „Macht hoch die Tür“ gesungen haben….

Ach ja, weil die hier abgebildete Tür so schön im Schnee eingebettet ist und weiße Weihnachten zumindest bei uns im Norden vom frühlingshaften Wetter abgehalten werden (brauche ich überhaupt eine neue Mütze?), hier zum Ausgleich ein Winterpsalm von Lothar Zenetti, der mich hoffentlich baldmöglichst aus meinem unermüdlichen Schaffensdrang erlöst.

Es ist jetzt nicht die Zeit,
um zu ernten.

Es ist auch nicht die Zeit,
um zu säen.

An uns ist es,
in winterlicher Zeit uns
eng um das Feuer zu scharen
und den gefrorenen Acker
in Treue geduldig zu hüten.

Andere haben vor uns gesät.
Andere nach uns werden ernten.
An uns ist es,
in Kälte und Dunkelheit
beieinander zu bleiben und,
während es schneit, unentwegt
wachzuhalten die Hoffnung.

Das ist es.
Das ist uns aufgegeben
in winterlicher Zeit.

(aus: Lothar Zenetti, Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht, Ostfildern 2011)