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Rücken- oder Gegenwind für die Kirche?

Den Blick schweifen lassen. Die Aussicht genießen. Den dichten Nebel überblicken. Ein wenig geht es uns vielleicht wie dem Wanderer über dem Nebelmeer, 1817 von Caspar David Friedrich gemalt. Der Wanderer ist zugleich ein Teil der Natur, die er betrachtet und zugleich ein Fremder, der urban gekleidet schroffe Felsen erklimmt.

So sollten wir es mit den sogenannten Megatrends machen, die von Wissenschaftlern ausgemacht werden. Sie wirken dauerhaft auf allen Ebenen und beeinflussen die Tiefenstruktur der Gesellschaft, mindestens international und oft auch global.
Und das sind sie, die Megatrends: Urbanisierung, Indiviualisierung, Gendershift, Wissenskultur, Silver-Society, Sicherheit, Konnektivität, Neo-Ökologie, Gesundheit, Globalisierung, New Work und Mobilität.

Und wir als Kirche sind mittendrin und fragen uns, was das mit uns macht, ob wir dem wehrlos ausgesetzt sind, ob wir dem etwas entgegenhalten können oder überhaupt sollten. Viele spannende Herausforderungen. Es lohnt, sie zu diskutieren und gute Schlussfolgerungen zu ziehen. Sowohl für die Institution als auch für die persönliche Haltung.

Bei einem eindrucksvollen Besuch in der ZEIT-Redaktion am Speersort 1 in Hamburg entdeckte ich einen Spruch, den ich mir gerne zu eigen mache, um mein eigenes Selbstverständnis und Lebensgefühl – in kleiner Münze und auf mein Umfeld bezogen – zu beschreiben:
„Du veränderst die ZEIT, die ZEIT verändert dich!“

Einmal Nürnberg und zurück

Wie schön, sich mitten in der Hitze des Kirchentages einfach mal auszuruhen. Die Füße ins Wasser halten, im Strandkorb sitzend den Sand durch die Zehen rieseln lassen. Und zwischendurch einfach mal ein paar Gedanken zum Kirchentags-Motto JETZT ist die ZEIT nachhängen.

Gelegenheit dazu bot der Kon-Fisch, den die Nordkirche und hier in Person von Katharina Schneider sich von uns aus Oldenburg ausgeliehen hatte. Frisch gefüllt mit 20 Boxen zu Stichworten wie „zeitlos, Zeitvertreib, Zeitreise, Mahlzeit, Zeitsprung, Freizeit etc….“ lud er viele Menschen im Zentrum Jugend zum Ausprobieren ein.

Gestern ist er der Kon-Fisch nun wieder zurück von der Pegnitz bei uns von an der Hunte gelandet.
Weitere Interessierte für die Ausleihe sind schon angekündigt. Gerne zu neuen Themen oder auch zu Klassikern der Konfizeit.

Der Mensch hat nur ein Werkzeug, mit dem er sein Schicksal bestimmen und zum Guten wenden kann: Sein Gehirn. Der Mensch kann umdenken, anders denken, neu denken. Wie segensreich ist es in diesen Zeiten, mit guten Ideen Hoffnung zu stiften. Den Himmel aufzuspannen für Kreativität und Zuversicht. 
    
Kennst Du Katalin Karikó?
Ihr verdanken wir die ersten in Europa und den USA zugelassenen Corona-Impfstoffe. 1955 in Ungarn geboren, wohnt sie in einem Lehmhaus mit nur einem beheizten Raum, in dem gegessen und geschlafen wird. Früh entwickelt sie Liebe und Neugier für die Natur. Mit 14 Jahren nahm Katalin an einem landesweiten Biologie-Wettbewerb teil. In den Siebzigerjahren, während der Arbeit an ihrer Doktorarbeit, begegnet ihr zum ersten Mal Ribonukleinsäure, RNA. Dieser bringt als Botenstoff mRNA die genetischen Informationen aus der DNA in die Körperzellen. 
   
Nach einem Jahrzehnt harter Laborarbeit streicht eine ungarische Pharmafirma ihr die Mittel. Sie wandert mit ihrem Mann und ihrer zweieinhalbjährigen Tochter aus in eine andere Welt: nach Philadelphia. Ein harter Neuanfang, aber irgendwann zeigen sich auch Erfolge. Katalin Karikó hat Mittel, sie forscht, sie lehrt. Doch nach zehn Jahren stürzen sich alle auf die Entschlüsselung der menschlichen DNA. Es läuft das Humangenomprojekt. Karikó schwimmt gegen den Strom. Sie ist sich sicher: mRNA ist die Zukunft. Dennoch wird sie degradiert, in Streit verwickelt, verliert ihr Ansehen. Aber sie bleibt, besorgt sich ihre Forschungsgelder selbst, macht alleine weiter. 
    
Warum hat sie nicht einfach alles hingeschmissen? Sie hält sich an ein Motto aus dem Film Fight Club: „Nur wenn wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit, alles zu tun.“ Sie lernt Weggefährten kennen, die ihre Begeisterung teilen, u.a. den Immunologen Drew Weissmann. Ihr Ziel ist es, die mRNA so zu verändern, dass sie dem Körper bei der Bekämpfung von Krankheiten helfen kann. 
    
Endlich, der Durchbruch. Um die Ergebnisse an die Patienten zu bringen, gründet Karikó eine Biotech-Firma. Aber die Uni vergibt die Lizenz an jemand anderen und der später an BioNTech und Moderna. Karikó wird von der Universität of Pennsylviania gebeten, ihr Labor zu räumen. Mit 58 Jahren fängt sie noch mal ganz von vorn an. Sie trifft sich mit Uğur Şahin, dem Chef von BioNTech. Seit 2013 arbeitet sie mit einem kleinen Team von sieben Leuten in Mainz. „Ich bin glücklich“, sagt sie. Wer nicht viel hat, hat die Freiheit. Allen ist klar, dass Karikó mit ihrer Forschung Großartiges leistet und Millionen Menschenleben rettet. Nicht wenige meinen, Katalin Karikó hat den Nobelpreis verdient.
   
Ich finde die Geschichte von Katalin Karikó großartig. Sie ist eine von „75 Ideen für ein besseres Leben“, die von der Wochenzeitung ZEIT anlässlich ihres Jubiläums in diesem Jahr nach und nach vorgestellt werden: www.zeit.de/75ideen 

*Übrigens: Das hier abgebildete Segensbändchen Hoffnungsträger*in aus Samenpapier gibt es auch analog: https://www.glaubenssachen.de/segensbandchen-hoffnungstrager-in.html und als Einzelexemplar auch bei uns in der Konfizeit und für die Teilnehmer*innen an unserem Wettbewerb welt fair ändern